Die Biden-Regierung darf sich einen großen Teil des Erfolgs im Geiseldeal zuguteschreiben.

Joe Biden musste lang warten auf den Durchbruch im Geiseldeal zwischen Israel und der Hamas. Tagelang hatte Benjamin Netanjahu den US-Präsidenten im Ungewissen gelassen über ein Abkommen, das die US-Unterhändler um Sonderbotschafter Brett McGurk mithilfe von Katar, dem Mossad und der CIA in mühevoller, zäher Kleinarbeit in Doha ausgehandelt hatten. Biden hatte in Telefonaten mit dem israelischen Premier, dem Emir von Katar und dem ägyptischen Präsidenten mit Nachdruck auf einen Deal gedrungen. Die Vollzugsmeldung aus Israel kam dann rechtzeitig vor Beginn seines Thanksgiving-Urlaubs auf der Ferieninsel Nantucket, bei dem Biden seinen 81. Geburtstag nachfeiert.

Vielen in der Region kam das Lamento über die Abwendung der USA aus dem Nahen Osten in den vergangenen Jahren reflexartig über die Lippen. Tatsächlich hatte Außenminister John Kerry 2014 unter Barack Obama den letzten seriösen Versuch unternommen, in einer Pendelmission Israelis und Palästinenser an einen Verhandlungstisch zurückzubringen. Donald Trump schlug sich danach mit der demonstrativen Verlegung der US-Botschaft nach Jerusalem und der Anerkennung der Golanhöhen als israelisches Territorium auf die Seite Israels. Wobei auf Trumps Habenseite die Abraham-Abkommen mit einigen arabischen Ländern stehen.

Nun sind die Amerikaner als potenter Player wieder mit ganzer Macht zurück im Nahen Osten – in ihrer Doppelrolle als Schutzmacht Israels und zugleich als Vermittler, wie es Henry Kissinger vorexerziert hat. Und so wichtig wie eh und je, weil sonst niemand die diplomatische Power aufbringt – nicht die EU und schon gar nicht China oder Russland mit hohler Doppelmoral. Dass Außenminister Antony Blinken demnächst zum dritten Mal seit Kriegsbeginn in die Region reist, ist ein Zeichen, dass sich die USA verpflichtet sehen, aus den Gräbern und Ruinen eine konstruktive Nachkriegslösung erwachsen zu lassen.

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Die Amerikaner sind zurück im Nahen Osten

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23.11.2023

Die Biden-Regierung darf sich einen großen Teil des Erfolgs im Geiseldeal zuguteschreiben.

Joe Biden musste lang warten auf den Durchbruch im Geiseldeal zwischen Israel und der Hamas. Tagelang hatte Benjamin Netanjahu den US-Präsidenten im Ungewissen gelassen über ein Abkommen, das die US-Unterhändler um Sonderbotschafter Brett McGurk mithilfe von Katar, dem Mossad und der CIA in mühevoller, zäher Kleinarbeit in Doha ausgehandelt hatten. Biden hatte in........

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