Die Plattform „Exxpress“ hat mit einer Morddrohung im Forum eine Debatte losgetreten.

Die Selbstbeschreibung ist gerade nicht Programm bei „Exxpress“, dem „Medium für Selberdenker“. Denn die tendenziösen Aufregergeschichten nehmen den Lesern das Denken oft ab. Besonders abschätzig immer wieder die Beiträge über den ORF und seine Mitarbeiter. Spiegelt das die Gefühlslage der Leser wider? Offenbar ja. Am Wochenende ging ein Kommentar im Forum online, der ganz unverblümt zu Mord aufrief. Unter dem Artikel „Kritisierte ORF-Zwangssteuer: So können Sie Widerstand leisten“ (übrigens bebildert mit Armin Wolf) war zu lesen: „Für jede Aufforderung (Anm.: zur Zahlung) brennt es am Küniglberg. So ein Molotov Cocktail ist schon was feines, wenn damit Sozialisten ermordet werden.“

Armin Wolf machte auf das Posting aufmerksam. Es soll trotz Hinweisen 30 Stunden nicht gelöscht worden sein. Interessant auch, dass man angibt, Kommentare zu prüfen, bevor sie erscheinen. Wolfs Kritik an „Exxpress“ als „Dreckschleuder“ ist wohl nachvollziehbar. Und auch der Ärger über die durchaus großzügige öffentliche Förderung für das Medium.

Es ärgert sich wohl nicht nur Wolf. Skurril mutet an, dass der Digitaljournalismus von „Exxpress“, bei dem man mit freiem Auge keine nennenswerten Qualitätsstandards erkennen kann, auch für die Ausbildung von Journalisten gefördert wurde. Insgesamt konnte sich das Unternehmen mit TV- und Onlinesparte 2022 über mehr als eine Millionen Euro aus diversen Fördertöpfen freuen – darunter rund 47.000 Euro für eine Lehrredaktion. Man kann sich schon fragen, was junge Leute unter Chefredakteur Richard Schmitt, einer der umstrittensten Medienfiguren in Österreich, wohl lernen.

Eher keine Fragen zur Medienförderung stellt sich übrigens Medienministerin Susanne Raab. Jedenfalls nicht öffentlich, auf Anfrage heißt es, „dass Fragen der Förderwürdigkeit nicht Sache des Ministeriums“ seien. Sondern der geldverteilenden Behörden. Aber: Wer steckt den Rahmen für diese ab? Medienförderung ist freilich komplex. Sich abputzen dafür allzu leicht.

QOSHE - Sich abputzen bei der Medienförderung für eine „Dreckschleuder“ - Rosa Schmidt-Vierthaler
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Sich abputzen bei der Medienförderung für eine „Dreckschleuder“

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22.01.2024

Die Plattform „Exxpress“ hat mit einer Morddrohung im Forum eine Debatte losgetreten.

Die Selbstbeschreibung ist gerade nicht Programm bei „Exxpress“, dem „Medium für Selberdenker“. Denn die tendenziösen Aufregergeschichten nehmen den Lesern das Denken oft ab. Besonders abschätzig immer wieder die Beiträge über den ORF und seine Mitarbeiter. Spiegelt das die Gefühlslage der Leser wider? Offenbar ja. Am Wochenende ging ein Kommentar im Forum online, der ganz unverblümt zu Mord aufrief. Unter dem Artikel........

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