In Wengen trifft ein, was Kritiker lange vor der Rennwoche im Berner Oberland voraussagten. Am Samstag erlebt das Lauberhorn eine Sturzorgie. Am heftigsten erwischt es Aleksander Kilde, einen der kräftigsten Athleten, den besten Abfahrer der vergangenen zwei Winter. Die Bilder, wie er im Ziel liegt, umsorgt und dann mit dem Helikopter ins Inselspital nach Bern geflogen wird, rütteln die Szene auf.

In Wengen wurde eine Abfahrt nachgeholt, die im Dezember abgesagt worden war. Das ist eines der Probleme dieses Winters: Der Kalender ist mit 45 Rennen pro Geschlecht enorm dicht. Werden Wettkämpfe nachgeholt, wird es noch enger. Unter Johan Eliasch, seit Juni 2021 Präsident des Ski-Weltverbands FIS, soll der Weltcup wachsen – und damit auch die Anzahl Rennen. Das Problem mit dem britisch-schwedischen Unternehmer: Kritik ignoriert er geflissentlich. Die Fahrer könnten ja Rennen auslassen. Im Tennis würden auch nicht alle jedes Turnier spielen.

Der Vergleich ist absurd. Im Tennis gibt es einmal mehr, einmal weniger Preisgeld und Punkte. Im Skiweltcup dagegen sind immer gleich viele Punkte und in etwa gleich viel Geld zu gewinnen. Es ist nicht an Fahrern und Trainern, aus einem Strauss an Wettkämpfen auszuwählen, sondern an der FIS, einen Rennkalender zu erstellen, der auch für Vielfahrer bewältigbar ist. Schliesslich lebt sie von diesen, von einem Marco Odermatt oder einem Aleksander Kilde.

Dass es in Wengen zu den Stürzen kam, ist kein Zufall. Das Programm war belastend: zwei Trainings, verkürzte Abfahrt am Donnerstag, Super-G am Freitag, Originalabfahrt am Samstag. Zudem sind die Tage lang. Die Athleten stehen frühmorgens auf, um einzufahren und zu besichtigen, erst um 12.30 Uhr beginnt das Rennen, es dauert bis zu drei Stunden. Selbst die verkürzte Abfahrt ist so lang wie eine normale, der Super-G ist der längste der Welt, die Abfahrt am Samstag sowieso. Und für die Besten kommen noch die Siegerehrungen am Abend dazu.

Mehr ist nicht immer mehr. Es ist an der Zeit, dass das auch FIS-Präsident Eliasch einsieht.

Fehler gefunden?Jetzt melden.

QOSHE - Mehr ist nicht immer mehr – der Skisport braucht ein Umdenken - René Hauri
menu_open
Columnists Actual . Favourites . Archive
We use cookies to provide some features and experiences in QOSHE

More information  .  Close
Aa Aa Aa
- A +

Mehr ist nicht immer mehr – der Skisport braucht ein Umdenken

8 0
14.01.2024

In Wengen trifft ein, was Kritiker lange vor der Rennwoche im Berner Oberland voraussagten. Am Samstag erlebt das Lauberhorn eine Sturzorgie. Am heftigsten erwischt es Aleksander Kilde, einen der kräftigsten Athleten, den besten Abfahrer der vergangenen zwei Winter. Die Bilder, wie er im Ziel liegt, umsorgt und dann mit dem Helikopter ins Inselspital nach Bern geflogen wird, rütteln die Szene auf.

In Wengen wurde eine Abfahrt nachgeholt, die im Dezember abgesagt worden war. Das ist eines der Probleme dieses Winters:........

© Der Landbote


Get it on Google Play