Joe Biden hat bewiesen, dass er keine Stolperfallen braucht, um im Wahlkampf hinzufallen: Er stellt sich das Bein selbst. Ein Sonderermittler hielt am Donnerstag quasi amtlich fest, der 81-Jährige sei ein «älterer Herr mit schlechtem Gedächtnis». Er fand zwar keine Anhaltspunkte für eine Anklage wegen Geheimakten in Bidens Garage, dafür vernichtende Details, die er in einem Bericht veröffentlichte.

Biden selbst stellte sich mit seiner Reaktion zusätzlich bloss: Statt sich zu entschuldigen, schob er die Verantwortung auf Mitarbeitende ab. Dann behauptete er, sein Gedächtnis sei intakt, verwechselte aber sogleich Mexiko und Ägypten.

Biden bestätigte damit die implizite Kritik des Sonderermittlers, er leide an Selbstüberschätzung. Und er lieferte Donald Trump Material für die Behauptung, er sei nur noch eine Marionette im Weissen Haus – eine Verschwörungstheorie, die das Vertrauen in die US-Demokratie zersetzt.

Der Frischeste war Biden schon vor vier Jahren nicht mehr, als er Trump besiegte. Doch diese Woche hat belegt, wie schwierig es für ihn wird, noch einmal zu gewinnen. Bei Afroamerikanern und Latinos erodiert sein Rückhalt, die Muslime sowie junge Wähler wenden sich von ihm ab, weil er sich von Israels Premierminister Benjamin Netanyahu vorführen lässt.

Trump inszeniert sich derweil als starker Mann, lässt den Kongress nach seiner Pfeife tanzen, blockiert einen Kompromiss zum Grenzschutz und zu Hilfsgeldern für die Ukraine. Und stellt nebenher die Sicherheitsarchitektur Europas infrage, mitten in Kriegszeiten.

Es sieht ganz so aus, als ob die Amerikaner am 5. November vor die Wahl gestellt werden, ob sie das Weisse Haus einem 81-Jährigen anvertrauen wollen, an dessen Amtsfähigkeit Zweifel bestehen. Oder einem dann 78-Jährigen mit Diktatorenfantasien. Zu beneiden sind sie nicht um diese Auswahl, ebenso wenig wie wir anderen, die mit den Folgen zu leben haben werden.

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QOSHE - Zweifel an Bidens Amts­fähigkeit wachsen - Fabian Fellmann
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Zweifel an Bidens Amts­fähigkeit wachsen

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09.02.2024

Joe Biden hat bewiesen, dass er keine Stolperfallen braucht, um im Wahlkampf hinzufallen: Er stellt sich das Bein selbst. Ein Sonderermittler hielt am Donnerstag quasi amtlich fest, der 81-Jährige sei ein «älterer Herr mit schlechtem Gedächtnis». Er fand zwar keine Anhaltspunkte für eine Anklage wegen Geheimakten in Bidens Garage, dafür vernichtende Details, die er in einem Bericht veröffentlichte.

Biden selbst stellte sich mit seiner Reaktion zusätzlich bloss: Statt sich zu........

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