In der heutigen Zeit, in der künstliche Intelligenz (KI) immer mehr an Bedeutung gewinnt, steht die Schweizer Bildungspolitik vor einer entscheidenden Herausforderung: Wie kann sie sicherstellen, dass die Bürger mit KI Schritt halten und sie effektiv und selbstbestimmt nutzen und kontrollieren können? Eine der möglichen Antworten liegt zweifellos in der aktiven Förderung des sogenannten «unternehmerischen Denkens und Handelns» durch den Staat.

Aber was ist eigentlich «unternehmerisches Denken und Handeln», kurz UDH? Ist damit nur ein ausgeprägter Geschäftssinn gemeint, mit einseitigem Fokus auf ökonomischen Gewinn? Keinesfalls. UDH umschreibt vereinfacht gesagt die Kompetenz, Ideen in nachhaltige Werte für Wirtschaft und Gesellschaft umzuwandeln. Das bedingt eine autonome Denkweise, die Innovation, Kreativität, Risikobereitschaft und Anpassungsfähigkeit umfasst. In einer Welt, die zunehmend von Algorithmen und automatisierten Systemen gesteuert wird, sind es genau diese menschlichen Qualitäten, die den Unterschied ausmachen werden.

Zwei weitere, sehr wichtige Komponenten des Unternehmerischen sind die Eigeninitiative und eben kritisches, eigenständiges Denken. Während Eigeninitiative auf Selbstvertrauen und Motivation des Individuums beruht, umfasst kritisches Denken eine bewusste und reflektierte Urteilsbildung und die Fähigkeit, Probleme adäquat lösen zu können. In der Berufsbildung existiert mit «Myidea.ch» ein digitales Lehrmittel, welches «unternehmerisches Denken und Handeln» im Allgemeinen und die Eigeninitiative und das kritische Denken im Speziellen fördert und entwickelt. Hinter diesem Lehrmittel steht das vor einem Jahr geschaffene Schweizerische Zentrum für unternehmerisches Denken und Handeln. Vor kurzem hat sogar die erste Berufs-Schweizer-Meisterschaft Swiss Skills Entrepreneurship stattgefunden.

Als Botschafter dieses Zentrums und als liberaler Politiker, der sich für das Unternehmertum starkmacht, habe ich deshalb den Bundesrat in Form eines Postulats beauftragt, Bericht zu erstatten, wie UDH systematisch, übergreifend und nachhaltig auf allen Bildungsstufen gestärkt werden kann. Der Nationalrat hat dieses Postulat am 13. September 2023 trotz ablehnender Haltung des Bundesrats angenommen.

Zurück zu KI. Während KI stark darin ist, Muster zu erkennen und Daten zu analysieren, bleibt sie bis jetzt hinter der menschlichen Fähigkeit zur intuitiven und kreativen Problemlösung zurück. Das Bildungssystem sollte daher einen Schwerpunkt auf die Entwicklung dieser Fähigkeiten legen, um zukünftige Generationen darauf vorzubereiten, Herausforderungen auf innovative Weise anzugehen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die emotionale Intelligenz. Die Fähigkeit, Emotionen zu verstehen und darauf zu reagieren, ist glücklicherweise nach wie vor eine Domäne des Menschen. In einer von KI geprägten Wirtschaft werden Fachkräfte benötigt, die nicht nur über technisches Wissen, sondern auch über starke zwischenmenschliche Fähigkeiten verfügen. Für die Arbeitswelt von morgen wird es entscheidend sein, wie und mit welcher Qualität die Mitarbeitenden zusammenarbeiten.

Darüber hinaus muss die Bildungspolitik dafür sorgen, dass ethisches Denken und soziale Verantwortung in den Lehrplänen angemessen betont werden. KI-Technologien bieten nämlich enorme Möglichkeiten als Assistenten des Lernens, bergen aber naturgemäss beträchtliche Risiken, namentlich bei Urheberschaft oder Datenschutz. Unternehmerinnen und Unternehmer der Zukunft müssen unbedingt in die Lage versetzt werden, diese Technologien verantwortungsvoll einzusetzen, um so positive gesellschaftliche Veränderungen zu bewirken.

Die Schweiz hat die Chance, an der Spitze dieser technologischen Bewegung zu stehen. Es wird darum gehen, auf welche Weise die sich rasant entwickelnden Technologien wie KI in die Bildung als Ganzes integrieren lassen.

Die Schweizer Bildungspolitik spielt eine wichtige Rolle dabei, die nächste Generation von Unternehmerinnen und Unternehmern darauf vorzubereiten, dass sie in einer von der KI mitgeprägten Welt bestehen kann. Durch die Förderung von unternehmerischem Denken und Handeln können wir sicherstellen, dass der Mensch weiterhin der treibende und gleichzeitig auch der bestimmende Faktor hinter Innovation und Fortschritt bleibt.

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Die künstliche Intelligenz schachmatt setzen

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20.02.2024

In der heutigen Zeit, in der künstliche Intelligenz (KI) immer mehr an Bedeutung gewinnt, steht die Schweizer Bildungspolitik vor einer entscheidenden Herausforderung: Wie kann sie sicherstellen, dass die Bürger mit KI Schritt halten und sie effektiv und selbstbestimmt nutzen und kontrollieren können? Eine der möglichen Antworten liegt zweifellos in der aktiven Förderung des sogenannten «unternehmerischen Denkens und Handelns» durch den Staat.

Aber was ist eigentlich «unternehmerisches Denken und Handeln», kurz UDH? Ist damit nur ein ausgeprägter Geschäftssinn gemeint, mit einseitigem Fokus auf ökonomischen Gewinn? Keinesfalls. UDH umschreibt vereinfacht gesagt die Kompetenz, Ideen in nachhaltige Werte für Wirtschaft und Gesellschaft umzuwandeln. Das bedingt eine autonome Denkweise, die Innovation, Kreativität, Risikobereitschaft und Anpassungsfähigkeit umfasst. In einer Welt, die zunehmend von Algorithmen und automatisierten Systemen gesteuert wird, sind es genau diese menschlichen Qualitäten, die den Unterschied ausmachen werden.

Zwei weitere, sehr wichtige........

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