Berlin will seine aus fast einhundert Filmtheatern mit 250 Sälen bestehende Kinolandschaft in den nächsten beiden Jahren mit insgesamt sechs Millionen Euro fördern. Dies bestätigt die Senatskanzlei, aus deren Etat die Mittel dafür bereitgestellt werden, auf Nachfrage der Berliner Zeitung. Es handele sich allerdings nicht um eine Subvention von Kinokarten, sondern um eine Kulturförderung aus dem bei der Senatskanzlei angesiedelten Medienressort. Florian Graf, Chef der Senatskanzlei und Staatssekretär für Medien: „Berlin ist auch die Kinohauptstadt Deutschlands. Nirgendwo gibt es ein so vielfältiges und abwechslungsreiches Filmangebot. Diese Vielfalt wollen wir erhalten und zusätzliche kulturelle Angebote unterstützen.“

Mit dem Geld sollen etwa Investitionen in Gebäude und Technik unterstützt werden. Vor allem aber geht es um Programmangebote, die über einen herkömmlichen Kinobesuch hinausgehen – Festivals, Events, Sondervorführungen für Kinder und Jugendliche, begleitende Kulturangebote, Gesprächsreihen, Filmklubs.

„Moviemento“ in Berlin: Ältestes Kino Deutschlands gerettet

09.01.2024

„Animalia“: Wie dieser wahnsinnig gute Body-Horror-Film Kafka in die Gegenwart twistet

18.01.2024

Mit solchen Events und der entsprechenden direkten Publikumsansprache kann man mehr Zuschauer für ein breiteres Angebot erreichen und in einen kulturellen Austausch einbinden. Klingt hochtrabend, funktioniert aber sehr niedrigschwellig und nachbarschaftlich. Der damit verbundene Aufwand soll durch die Stadt, die so viel davon hat, mitgetragen werden. Und da ist noch kein Wort über die wirtschaftlichen Effekte von Kinos verloren, deren Besucher gern auch auf gastronomische Angebote zugreifen – wenn sie die eigenen vier Wände schon mal verlassen haben.

Wie, an wen und wofür die Mittel im Einzelnen fließen, soll über die Medienboard Berlin-Brandenburg GmbH abgewickelt werden. Derzeit wird über Konzepte mit Kinobetreibern und Kinoverbänden beraten, das könnte sich noch ein paar Monate hinziehen. So erklärt sich auch, dass 2024 eine Million Euro und 2025 fünf Millionen in den Haushalt eingestellt wurden. Einzelheiten sollen im Mai oder Juni verkündet werden, wenn der Medienboard-Kinoprogrammpreis verliehen wird.

•gestern

30.01.2024

31.01.2024

31.01.2024

31.01.2024

Christian Bräuer, der Vorsitzende des Filmtheaterverbands AG Kino, nennt diese Förderung einen „echten Sprung“. Es sei das erste Mal in Deutschland, dass Kinohäuser wie etwa Theaterhäuser und seit jüngerer Zeit auch Clubs eine kulturelle Förderung erhielten – abgesehen vom Kinoprogrammpreis, bei dem jährlich immerhin 1,5 Millionen Euro ausgeschüttet werden. Dass die Branche unter Druck ist, muss man mit Blick auf die Pandemie-Lockdowns und die durch die Inflation erhöhten Kosten nicht erklären.

Aber es geht auch um eine neue Strategie: Bisher habe die kulturelle Filmförderung vor allem bei der Produktion angesetzt. Um die Früchte zu ernten und die Vielfalt der entstandenen Werke an den Zuschauer zu bringen, reichen die Multiplexe nicht, die eben oft nicht die geförderten Produktionen zeigen, sondern Blockbuster, um rentabel zu bleiben. Berlin verfügt über eine seltene Dichte an Kinos; was die Programm- und Arthouse-Kinos angeht, übertrifft die Stadt sogar Paris. In Berlin gehen im Schnitt doppelt so viele Menschen ins Kino wie in anderen deutschen Städten, 2019 waren es 80 Prozent. Im vergangenen Jahr wurden mehr als 7,5 Millionen Tickets verkauft.

Unsere Frau in Hollywood: Die Oscar-Nominierungen stehen im Zeichen von Sandra Hüller

23.01.2024

Kino: Warum gibt’s bei den überlangen Filmen keine Pause mehr wie früher?

30.10.2023

Die Förderung kann helfen, die aufgefächerte Kino-Infrastruktur zu erhalten; es könnte das unternehmerische Risiko abfedern, das es bedeutet, ein Kino zu betreiben. Bräuer erhofft sich von der Berliner Kinoförderung ein Beispiel für andere Städte. Zu hoffen ist auch, dass diese junge Förderung schnell erkennbare Effekte zeitigt, damit sie bei der nächsten Haushaltsdebatte nicht unter die Räder kommt. Denn wer weiß, wie angespannt die finanzielle Lage der Stadt in zwei Jahren ist.

QOSHE - Neue Kulturförderung: Berlin unterstützt seine Kinos mit sechs Millionen Euro - Ulrich Seidler
menu_open
Columnists Actual . Favourites . Archive
We use cookies to provide some features and experiences in QOSHE

More information  .  Close
Aa Aa Aa
- A +

Neue Kulturförderung: Berlin unterstützt seine Kinos mit sechs Millionen Euro

16 0
02.02.2024

Berlin will seine aus fast einhundert Filmtheatern mit 250 Sälen bestehende Kinolandschaft in den nächsten beiden Jahren mit insgesamt sechs Millionen Euro fördern. Dies bestätigt die Senatskanzlei, aus deren Etat die Mittel dafür bereitgestellt werden, auf Nachfrage der Berliner Zeitung. Es handele sich allerdings nicht um eine Subvention von Kinokarten, sondern um eine Kulturförderung aus dem bei der Senatskanzlei angesiedelten Medienressort. Florian Graf, Chef der Senatskanzlei und Staatssekretär für Medien: „Berlin ist auch die Kinohauptstadt Deutschlands. Nirgendwo gibt es ein so vielfältiges und abwechslungsreiches Filmangebot. Diese Vielfalt wollen wir erhalten und zusätzliche kulturelle Angebote unterstützen.“

Mit dem Geld sollen etwa Investitionen in Gebäude und Technik unterstützt werden. Vor allem aber geht es um Programmangebote, die über einen herkömmlichen Kinobesuch hinausgehen – Festivals, Events, Sondervorführungen für Kinder und Jugendliche, begleitende Kulturangebote, Gesprächsreihen,........

© Berliner Zeitung


Get it on Google Play