Sich in luftigen Höhen akrobatisch zu verrenken, gehört nicht zum alltäglichen Fitnesstraining. Zumindest nicht für die Mehrheit der Berliner. Wer Sport treiben möchte, der geht in der Regel ins Sportstudio seines Vertrauens oder besucht eines der unzähligen Cycling-Studios in Berlin. Langweilig? Absolut. Versteckt, unterhalb der Jannowitzbrücke, liegt ein Sportstudio der etwas anderen Art.

Gewöhnliche Sportgeräte sucht man hier vergebens. Dafür hängen bunte Tücher und Hola-Hoop-Reifen in der Luft. Auf dem hellen Holzboden liegen schwere graue Matten. Findet hier ein Zirkusworkshop statt? Nicht ganz. Im Flair-Studio in Kreuzberg werden zwei Trendsportarten praktiziert, die nicht nur toll aussehen, sondern den ganzen Körper trainieren. Lohnt sich der Besuch?

Wir haben den Test gemacht und das Büro für einen Tag gegen die imaginäre Zirkusmanege getauscht.

Beweglichkeit ist bei den sogenannten Aerial-Disziplinen, auf die sich das Flair-Studio spezialisiert hat, die halbe Miete. Somit wird sich vor Beginn des Trainings erstmal ordentlich aufgewärmt und gedehnt. Dann geht es mit der ersten Einheit los – dem Aerial Silk Training. In Deutschland ist diese Sportart auch unter der Bezeichnung Vertikaltuchakrobatik bekannt. Vorbild ist die Trapezkunst aus dem legendäre Cirque du Soleil.

Die circa zehn Meter langen Tücher, die in den nächsten 45 Minuten zum Trainingsobjekt werden, sind deutlich elastischer, als es auf den ersten Blick scheint. Sobald man die beiden Enden eines Tuchs in den Händen hält und sich fallen lässt, zieht einen die Erdanziehungskraft gen Boden. Aber eigentlich möchte man möglichst weit nach oben klettern, das Tuch elegant um den Körper wickeln und kunstvolle Bewegungen vollführen.

13.02.2024

15.02.2024

16.02.2024

16.02.2024

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Bereits nach wenigen Minuten steht fest: Aerial Silk ist ein absolutes Ganzkörpertraining. Es braucht Kraft, Körperspannung, Koordination und Beweglichkeit. Wer neu ist, der kann schnell in Verlegenheit geraten, wenn die Kursleiterin ohne große Mühe eine ganze Kür präsentiert und die Kursteilnehmer zum Nachmachen ermutigt. Nach einer kurzen Einführung und dem Hinweis, dass man sich immer direkt unter der Matte befinden soll – „letzte Woche hat sich jemand das Bein gebrochen“ – scheint das Tuch langsam bezwingbar zu werden.

Hände ans Tuch, die Füße vom Boden und den Körper in die Luft. Nach einigen Versuchen gewöhnen sich die Gelenke an die ungewöhnlichen Verrenkungen und plötzlich hat man es geschafft, hängt Kopfüber in den Seilen und fühlt sich ein bisschen wie ein Artist. Die gegenseitige Unterstützung zwischen den Kursteilnehmern und der Trainerin hat eine immense Wirkung. Jeder noch so kleine Erfolg wird mit einer positiven Bemerkung – „das sieht unglaublich aus“ – gefeiert.

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Während man beim Krafttraining im Fitnessstudio in der Regel schnell weiß, wie man die Gewichte heben und bewegen muss, benötigt man bei den Aerial-Sportarten mehr Zeit. Man muss lernen, wie man am Tuch hochklettert, wie man Knoten und Schlingen und seinen Körper am besten in der Luft in Szene setzt. „Man wird jedes Mal besser und macht sehr schnell Fortschritte“, versichert die Trainerin. Und tatsächlich – nach einer Stunde gelingt das Klettern und die Koordination zwischen Armen, Beinen und Tuch schon deutlich besser.

Während man beim Krafttraining im Fitnessstudio in der Regel schnell weiß, wie man die Gewichte heben und bewegen muss, benötigt man bei den Aerial-Sportarten mehr Zeit. Man muss lernen, wie man am Tuch hochklettert, wie man Knoten und Schlingen und seinen Körper am besten in der Luft in Szene setzt. „Man wird jedes Mal besser und macht sehr schnell Fortschritte“, versichert die Trainerin. Und tatsächlich – nach einer Stunde gelingt das Klettern und die Koordination zwischen Armen, Beinen und Tuch schon deutlich besser.

Neben Aerial Silks bietet das Flair Studio aber noch weitere Aerial-Disziplinen an. In der zweiten Trainingsstunde wird das Tuch gegen einen bunten Hola-Hoop-Ring aus Metall getauscht. Auch diese Sportart stammt aus der Artistik und dem Zirkusbereich, ist in Deutschland aber nicht ganz so bekannt wie Aerial Silk. Ähnlich wie die Tücher hängt der Metallring in der Luft und erweckt nicht den Eindruck eines anspruchsvollen Trainingsgeräts.

Auch beim Aerial Hoop wird es sehr schnell, sehr anspruchsvoll. Wer eine Übung machen möchte, der muss erstmal in den Reifen gelangen. Das Metallgestell wird fest umklammert, der Körper wie eine Kugel zusammengerollt und in Richtung Hoop nach oben gezogen. Hört sich kompliziert an? Ist es auch.

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Aber nur für wenige Minuten. Denn sobald man den Dreh raus hat und weiß, wie das Zusammenspiel von Körper und Ring am besten funktioniert, werden die Bewegungen immer einfacher. In der Trainingsstunde werden gleich mehrere Übungen ausprobiert. Auch bei diesem Kurs ist die Stimmung ausgelassen. Erfolge werden auf dem Handy festgehalten und wenn die Kraft nachlässt, dann feuert man eine der anderen Teilnehmerinnen an.

Nach knapp einer Stunde sind die Arme schwer und die Hände rot. Dafür ist die Laune um so besser. Denn Aerial Hoop und Silk sehen nicht nur wunderschön aus, sie machen auch unglaublich viel Spaß. Man lernt sich und seinen Körper besser kennen, trainiert die eigene Beweglichkeit und wächst über sich hinaus. Wer mal etwas Neues ausprobieren will und für eine Stunde in die Rolle der Zirkusartistin schlüpfen will, der sollte dem Flair Studio definitiv einen Besuch abstatten.

Fazit: Ein tolles Erlebnis und eine Sportart, der man schnell verfallen kann. Wer nicht so gelenkig ist, wird es zu Beginn etwas schwerer haben. Der Kurs „Extrem Streching“, der auch im Flair Studio angeboten wird, kann dabei eine Hilfe sein. Eine Trainingsstunde kostet 20 Euro, Studierende bezahlen 10 Euro. Zudem kooperiert das Studio mit dem Urban Sports Club.

Flair Studios - Aerial Arts and Fitness, Holzmarktstraße 15-18 S-Bahnbogen 52, 10179 Berlin. Die Öffnungszeiten variieren täglich und werden auf der Website bekannt gegeben: https://flair-studios.de/

QOSHE - Schwerelos in Kreuzberg: So kann man abhängen und dabei fit werden - Sophie-Marie Schulz
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Schwerelos in Kreuzberg: So kann man abhängen und dabei fit werden

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18.02.2024

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© Berliner Zeitung


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