Eine ungewöhnliche Entdeckung auf dem Meeresboden vor Papua-Neuguinea aus dem Jahr 2014 sorgt noch immer für Aufruhr in der Wissenschaft. Im vergangenen Jahr hatte Harvard-Physiker Avi Loeb behauptet, bei dort gesammeltem Weltraumgestein handele es sich womöglich um Material von Außerirdischen. Wie das Wissenschaftsjournal Nature berichtet, wurde der Fund in dieser Woche zum ersten Mal in der breiteren wissenschaftlichen Gemeinschaft bei der Astronomentagung „Lunar and Planetary Science Conference“ in Houston diskutiert. Dabei ging es dem Bericht zufolge ungewöhnlich hitzig zu.

Avi Loeb hatte ein Team aufgestellt, um nach weiteren Überresten des eingeschlagenen Meteoriten zu suchen. Als Ergebnis der Suche präsentierte Loeb Metallkügelchen, die von dem Meteoriteneinschlag stammen sollten und seinen Angaben zufolge eine bislang völlig unbekannte chemische Zusammensetzung aufweisen. Er schlussfolgerte, dass die Fragmente aus einem anderen Sonnensystem stammen könnten. Auch die Schallsignale des Einschlags deuteten darauf hin, dass der Einschlag viel schneller vonstattengegangen sei, als sonst bei Meteoriten üblich.

Eine ganze Reihe von Wissenschaftlern kritisierte Loebs Theorie – auch bei der Konferenz in Houston. „Zumindest ist es etwas anderes als das, was wir kennen“, sagte Loebs Kollege Fu, der die Ergebnisse der Expedition in Houston verteidigte. Der Raum war Nature zufolge bei seinem Vortrag voll besetzt – Loeb jedoch war nicht anwesend.

Benjamin Fernando von der Johns Hopkins University hielt auf der Konferenz einen Vortrag zu einer Studie, die er inzwischen zu Loebs Funden angestellt hatte. In seiner Untersuchung wird Loebs Alien-Theorie äußerst kritisch betrachtet. Zum angeblichen Schallsignal des „außerirdischen“ Meteoriten hat er einen vernichtenden Einwand: Seiner Studie zufolge, die bislang nur als Preprint veröffentlicht wurde, handelt es sich bei dem fraglichen Signal vielmehr um einen vorbeifahrenden Lkw auf einer Landstraße in der Nähe des Seismografen.

Auch geht Fernando davon aus, das Team von Avi Loeb habe an der falschen Stelle im Meer gesucht. Der eigentliche Einschlag des Meteoriten habe laut Daten weiterer Messstationen 150 Kilometer entfernt vom Fundort der Kügelchen stattgefunden. „Sie folgten nicht nur dem falschen Signal, sie suchten auch am falschen Ort“, so Fernando. Das aus dem Pazifik geholte Material stammt seiner Ansicht nach eher von gewöhnlichen Meteoriten oder anderen Quellen – „aber wir vermuten stark, nicht von Aliens“.

Loeb hielt laut Nature dagegen. Seine Kritiker würden nicht berücksichtigen, dass Daten des US-Verteidigungsministeriums, auf die er sich berufe, die genaue Flugbahn des Meteoriten bestätigen. Astronomen, die diese Autorität infrage stellen, „sollten schlaflose Nächte haben“, schrieb er zudem in einem Blogeintrag. Denn es würde bedeuten, dass die mit Steuermilliarden ausgestattete Instanz „nur Scheinsicherheit“ böte. Auf den Einwand, das Signal könne von einem Lastwagen stammen, ging er nicht ein. Sein Team wird die Kügelchen laut Fu weiter untersuchen. Denn für Loeb steht weiter fest: Wer nicht nach Spuren außerirdischen Lebens sucht, wird auch keine finden.

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Ufo oder Lkw? Wissenschaftler streiten über angebliche Alien-Entdeckung

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Eine ungewöhnliche Entdeckung auf dem Meeresboden vor Papua-Neuguinea aus dem Jahr 2014 sorgt noch immer für Aufruhr in der Wissenschaft. Im vergangenen Jahr hatte Harvard-Physiker Avi Loeb behauptet, bei dort gesammeltem Weltraumgestein handele es sich womöglich um Material von Außerirdischen. Wie das Wissenschaftsjournal Nature berichtet, wurde der Fund in dieser Woche zum ersten Mal in der breiteren wissenschaftlichen Gemeinschaft bei der Astronomentagung „Lunar and Planetary Science Conference“ in Houston diskutiert. Dabei ging es dem Bericht zufolge ungewöhnlich hitzig zu.

Avi Loeb hatte ein Team aufgestellt, um nach weiteren Überresten des eingeschlagenen Meteoriten zu suchen. Als Ergebnis der Suche präsentierte Loeb Metallkügelchen, die von dem Meteoriteneinschlag stammen sollten und seinen Angaben zufolge eine bislang völlig unbekannte........

© Berliner Zeitung


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