Eine neue Bankenkrise bahnt sich an. Am Mittwoch hatte die Deutsche Pfandbriefbank mitgeteilt, dass sie wegen der „größten Immobilienkrise seit der Finanzkrise“ 2008 ihre Rückstellungen erhöhen muss. Zuvor musste bereits die Deutsche Bank ihre Rückstellungen im Vergleich zum Vorjahr auf 123 Millionen Euro vervierfachen.

Insbesondere der Markt mit Gewerbeimmobilien macht den Instituten zu schaffen. Nach der Corona-Pandemie hat sich in vielen Unternehmen Homeoffice etabliert, weshalb die Büros unterausgelastet bleiben. Außerdem verschärft die Zinswende das Geschäft. Bauunternehmen können die teurer gewordenen Kredite nicht mehr schultern. Banken bleiben auf unfertigen Baustellen sitzen, weil sie keine Käufer finden.

Allen voran weitet sich die Krise bei Gewerbeimmobilien in den USA aus. Erstmals hat nun auch einer der großen Immobilienfonds deutliche Verluste verzeichnet. Der Investor KKR – in Deutschland vor allem wegen seines Einstiegs bei Axel Springer bekannt – musste am Mittwoch mitteilen, dass er den Teilhabern seines Flagschiffs Real Estate Finance Trust (REFT) die Dividende um 42 Prozent auf 25 Cent pro Aktie kürzen müsse, um höhere Rücklagen für ausfallgefährdete Kredite zur Verfügung zu haben. Die Aktie fiel daraufhin um fast 15 Prozent auf den tiefsten Stand seit Beginn der Coronapandemie.

Neben den USA macht die Immobilienkrise am stärksten Deutschland zu schaffen. Die Adler Group ist nach wie vor von der Liquidation bedroht, und das Unternehmen Signa des Österreichers René Benko hat bereits Ende letzten Jahres Insolvenz angemeldet. Der Anstieg der Zinssätze hat bereits dazu geführt, dass die Wohnimmobilienpreise seit ihrem Höchststand im Jahr 2022 im fast elf Prozent gefallen sind.

„Größte Immobilienkrise“ in den USA seit 2008: Erste Bank in Deutschland betroffen

07.02.2024

Immobilienmarkt: Warum Banken plötzlich wie vor der Finanzkrise 2008 zocken wollen

23.07.2023

Während viele Analysten argumentieren, dass größere Kreditgeber nicht gefährdet sind, weil sie ihr Portfolio breiter gestreut haben, teilte die britische Bank Barclays mit, dass die Deutsche Bank über „bemerkenswerte“ Beteiligungen an US-amerikanischen Gewerbeimmobilienkrediten verfüge. Der Kurs der Deutschen Bank ist diese Woche um mehr als acht Prozent gefallen.

Deutschlands größte Bank verfügt über ein „hohes relatives und absolutes Engagement“ in Gewerbeimmobilien, dennoch habe sie im Vergleich zu Konkurrenzbanken den geringsten Betrag für ausfallgefährdete Kredite zurückgestellt, berichtete der amerikanische Wirtschaftsdienst Bloomberg. Dies bedeute, dass die Deutsche Bank nur begrenzten Spielraum habe, potenzielle Verluste aufzufangen, bevor die Auszahlungen an die Anleger beeinträchtigt werden könnten.

gestern

07.02.2024

gestern

07.02.2024

gestern

Weiteren Druck auf den Markt prognostiziert die Immobilienberatungsfirma Colliers. Durch den länger als erwarteten Zinsanstieg werde die Fremdkapitallücke im deutschen Bürogewerbe größer. Bis 2030 werden dem Sektor voraussichtlich 25,3 Milliarden Euro fehlen. Die Unterfinanzierung werde zu weiteren Abverkäufen führen, hieß es.

Zwar habe das deutsche Finanzsystem in den letzten Jahren mehrere Turbulenzen gut gemeistert. Doch die fallenden Preise bei Gewerbeimmobilien und fehlendes Wirtschaftswachstum in Deutschland werden für die deutschen Banken in Zukunft ein Problem darstellen, sagte der ehemalige Leiter der Abteilung Finanzmarktforschung bei der Europäischen Zentralbank, Florian Heider, zu Bloomberg. Die große Frage sei, ob die Banken ein angemessenes Risikomanagement betrieben und ausreichend Kapital für Verluste zurückgelegt hätten.

Laut Daten des European Systemic Risk Board verfügen die deutschen Banken innerhalb der EU über den höchsten Anteil an grenzüberschreitenden gewerblichen Immobilienrisiken.

QOSHE - Immobilienkrise: Deutsche Banken tragen die größten Risiken in Europa - Simon Zeise
menu_open
Columnists Actual . Favourites . Archive
We use cookies to provide some features and experiences in QOSHE

More information  .  Close
Aa Aa Aa
- A +

Immobilienkrise: Deutsche Banken tragen die größten Risiken in Europa

6 0
09.02.2024

Eine neue Bankenkrise bahnt sich an. Am Mittwoch hatte die Deutsche Pfandbriefbank mitgeteilt, dass sie wegen der „größten Immobilienkrise seit der Finanzkrise“ 2008 ihre Rückstellungen erhöhen muss. Zuvor musste bereits die Deutsche Bank ihre Rückstellungen im Vergleich zum Vorjahr auf 123 Millionen Euro vervierfachen.

Insbesondere der Markt mit Gewerbeimmobilien macht den Instituten zu schaffen. Nach der Corona-Pandemie hat sich in vielen Unternehmen Homeoffice etabliert, weshalb die Büros unterausgelastet bleiben. Außerdem verschärft die Zinswende das Geschäft. Bauunternehmen können die teurer gewordenen Kredite nicht mehr schultern. Banken bleiben auf unfertigen Baustellen sitzen, weil sie keine Käufer finden.

Allen voran weitet sich die Krise bei Gewerbeimmobilien in den USA aus. Erstmals hat nun auch einer der großen Immobilienfonds deutliche Verluste verzeichnet. Der Investor KKR – in Deutschland vor allem wegen........

© Berliner Zeitung


Get it on Google Play