Es waren große Pläne unter anderem des Promi-Jazzmusikers Till Brönner (52), der in Potsdam lebt, mitten in der Hauptstadt ein „House of Jazz“ zu errichten: mit einem Millionen-Zuschuss vom Bund auf dem Grundstück der Alten Münze, einem ehemaligen Münzprägewerk inmitten der Stadt. Es liegt am Molkenmarkt, hinter dem Roten Rathaus, nicht weit vom Alexanderplatz.

Seit vielen Jahren gibt es deshalb öffentliche und weniger öffentliche Rangeleien um den kulturpolitisch sehr begehrten Ort, denn außer Till Brönner möchte sich auch die sogenannte Freie Szene hier gerne niederlassen, ein Zusammenschluss von freien Künstlern und Kulturschaffenden. Und dann gibt es noch einen Player: die Spreewerkstätten.

Diese bespielen bereits das Areal mit unterschiedlichen Projekten, Performances, Workshops, Ausstellungen, Konzerten, Gastronomie und einem Club. Sie sind hier Mieter, seit über zehn Jahren. Die zum Teil schon an Jazzmusiker rund um Till Brönner sowie an weitere freie Künstler in den vergangenen Jahren untervermieteten und die anfangs schwer heruntergekommenen Räumlichkeiten zu einem großen Teil renoviert und bespielbar gemacht haben – auf eigene Kosten. Dafür zahlen sie eine überschaubare Miete an die landeseigene Berliner Immobilien Management GmbH (BIM).

Einigermaßen überraschend kam deshalb die Ankündigung des Bundes im Jahr 2016, dass er gedenke, dem bekannten Jazztrompeter quasi sein eigenes „House of Jazz“ zu finanzieren, mitten im Herzen der Hauptstadt. Die Stadt Berlin selbst schien darüber weniger begeistert zu sein, zumindest in Person des damaligen Kultursenators Klaus Lederer (Linke), der darauf verwies, dass es mit den gut 12 Millionen vom Bund ja nun nicht getan sei und die Hauptstadt zusätzlich laufende Kosten zu tragen habe – für ein Prestigeprojekt des Bundes.

09.03.2024

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08.03.2024

„Diese 12,5 Millionen Euro sind aber nicht nur an den Standort Alte Münze gebunden“, schrieb 2017 die Berliner Zeitung, sondern ausdrücklich an das persönlich von Till Brönner inspirierte Projekt „House of Jazz“ – für das es auch damals schon eine umfangreiche Machbarkeitsstudie gab, ebenfalls aus Bundesmitteln bezahlt.

An der 120 Seiten starken Studie, von der es öffentlich nur Zusammenfassungen gibt, arbeitete auch Brönners jüngerer Bruder Pino mit, der zugleich sein Manager ist, so die BLZ damals, und weiter: In der Machbarkeitsstudie kam so, eher wenig verwunderlich, heraus, dass das Projekt in der Alten Münze in der Tat machbar ist. Sanierungskosten mindestens: 28 Millionen Euro nur für ein „House of Jazz“ vorerst mit einer stationären Bigband, einer großen Bühne und kleineren Clubräumen, dazu ein Aufnahmestudio – später vielleicht auch noch Proberäume und ein Gästehaus. Raumbedarf: rund 4000 Quadratmeter – übrigens ein Bruchteil des zur Verfügung stehenden Platzes in der Alten Münze, die insgesamt über rund 15.000 Quadratmeter verfügt. Die laufenden Kosten wurden von den Studienautoren, der Berliner Kulturagentur iQult gemeinsam mit Pino Brönner, auf jährlich 5,2 Millionen Euro geschätzt.

Auch die Kunst- und Kulturszene sollte hier ein zentrales Zuhause bekommen, und was für eines: Ihr war für die größte Investition in Aussicht gestellt worden, die es in Deutschland jemals in einen Ort der Freien Szene gegeben hat. Mit den von Rot-Grün-Rot zugesagten Millionen sollte das Gebäude saniert werden, lautete der Beschluss des Landes, die Künstler sollten danach mindestens die Hälfte des Areals für sich nutzen können.

Zudem gab es ein Beteiligungsverfahren, damit das Ganze auch demokratisch abläuft, um zu eruieren, welche denn nun konkret die beste Gesamt-Verwendung für das landeseigene Grundstück sei. Schließlich handelt es sich um ein wahres Filetstück im Herzen der Stadt, das auch deshalb so viel Aufmerksamkeit erhält, weil es einer der allerletzten Rückzugsorte für Kunst und Kultur mitten in der gentrifizierten Hauptstadt geworden ist.

Mieter finden im Zentrum schon sehr lange keine bezahlbaren Wohnungen mehr, die ewig prekäre Szene junger Künstler ist längst aus der Mitte der Stadt verdrängt. Clubs gibt es in Mitte auch kaum noch. Die Stadt will sich deshalb hier gut überlegen, an wen und wie genau sie das Areal vergibt, nachdem schon das Tacheles, ebenfalls in Mitte, den Weg des totalen Kommerzes gegangen ist.

Und nun scheint alles wieder auf Anfang zu sein: Angesichts des zwischenzeitlichen Regierungswechsels im Senat sowie bekannterweise öffentlich knapper Kassen und Spar-Runden auch und gerade in Berlin wurden die Pläne der Bezuschussung des „House of Jazz“ und des Gesamtprojektes für die Alte Münze bezüglich der Freien Szene offenbar ad acta gelegt. Darüber berichtete der Tagesspiegel Mitte Februar: Der Landeshaushalt „stoppe die Hoffnungen“ auf das Kulturprojekt hinter dem Roten Rathaus, „Club statt House of Jazz“ laute nun die Devise. Am Donnerstagabend legte die Zeitung nun noch einmal nach, und wieder gibt es eine Überraschung: Der Senat habe das Aus des Großprojekts in der Alten Münze bestätigt. Die Spreewerkstätten wissen indes noch von nichts, wie die Berliner Zeitung am Sonntag erfuhr.

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Anstelle des mit 35 Millionen vom Land und 12 Millionen vom Bund geplanten Kulturprojektes sollen nun wohl doch die bisherigen Betreiber Spreewerkstätten eine Verlängerung des Mietvertrages bekommen – und zwar sogar für die kommenden Jahrzehnte. Damit wäre das Großprojekt vom Tisch und Till Brönner müsste sich ein neues „House of Jazz“ suchen. So legt es auch der neue Haushalt nahe, in dem die Förderung des „House of Jazz“ nicht mehr explizit an diesen Ort gebunden ist. Auch das BIM erklärte offenbar auf Anfrage, die Spreewerkstätten sollten einen Mietvertrag mit einer festen Laufzeit und Verlängerungsoptionen von bis zu 30 Jahren bekommen.

Hinter den Spreewerkstätten stecken Kulturschaffende und Festivalmacher – die in den vergangenen Jahren schon viel dafür getan haben, den Ort mitten in der Stadt zwar auch mit vielen Ausstellungen und kleineren und größeren Kunstprojekten zu bespielen, aber auch zu einem „Safe Space für elektronische Musik“ zu machen, wie sie es selbst formulieren. Mit unterschiedlichsten Großveranstaltungen, die vor allem vor Corona, aber teils auch während der Pandemie (Stichwort: Pornceptual) für Stimmung sorgten, denn in dem Industrial-Flair des stillgelegten Münzprägewerks erscheint Berlin fast noch so, wie es in den 90er-Jahren einmal war: wild und kreativ und elektronisch immer auf dem neuesten Stand.

Seit Corona wird hier noch mehr Wert auf interdisziplinäre Projekte gelegt. Es gibt ein kuscheliges Café mit vielen Pflanzen, die man hier auch kaufen kann, daneben eine Pizzeria – die Räumlichkeiten sind schick gemacht, verströmen aber immer noch das Flair von Subkultur. Auf ihrer Homepage schreibt das junge Team über sich: „Wir sind überzeugt davon, dass ein Mehr entsteht, wenn sich das Vielfältige trifft. Wo früher Münzen geprägt wurden, prägen wir gemeinsam einen Freiraum für kulturelle und künstlerische Diversität.“

Aber was heißt das konkret? Einer der Köpfe hinter den Spreewerkstätten ist der künstlerische Leiter, Alexander Krüger, 40 Jahre alt, er stammt aus dem Harz. Seit 20 Jahren macht er selbst elektronische Musik in Bands und als DJ, Partys hat er schon mit 16 Jahren veranstaltet – lange bevor er im Jahr 2006 nach Berlin kam und sein unter anderem in London und Shanghai absolviertes Studium der Kultur- und Wirtschaftswissenschaften mitbrachte. Zusammen mit dem Geschäftsführer der Spreewerkstätten, Felix Richter, veranstaltet er auch weiterhin etwa das Feel-Festival in Brandenburg.

Mit der Alten Münze hat Alex Krüger sich so etwas wie einen Kindheitstraum erfüllt. Er lebt dieses Projekt geradezu, als wäre die Alte Münze sein Zuhause. Wie viel Herzblut das Team in diese ehemalige Industriebrache gesteckt hat, kann erahnen, wer mit ihm durch das Areal klettert. Wo er genau zeigen kann, wann welche bauliche Veränderung vorgenommen wurde und was hier noch alles geplant sei. Unter anderem Ende des Jahres eine neue Ausstellung mit Performances, Talks und Workshops zu Gegenwart und Zukunft des Internet in Zeiten globaler Monopolisten.

Besonders stolz ist er auf die Ausstellung „Corona Culture“ von Ende 2021, in der sich 150 Künstler mit den unterschiedlichen Phasen der Pandemie beschäftigt haben und rund 10.000 Besucher anzogen. Demnächst geplant sei ein Durchbruch zur Spree für das Restaurant, auch um das Areal noch besser in seine Umgebung am Molkenmarkt zu integrieren.

Insgesamt haben die Spreewerkstätten schon 12 Millionen Euro in den Bau und die Gebäudestruktur investiert, erzählt Krüger. Querfinanziert durch Veranstaltungen aus der Kreativwirtschaft, die hier regelmäßig stattfinden. Zuletzt war etwa Robert Habeck bei einem Kongress zu Besuch, die Bundesregierung zeichnet hier kreative Berliner Projekte aus.

Das war zuletzt Anlass für Teile der Freien Szene, die Spreewerkstätten als Privatunternehmer zu kritisieren, deren Wirtschaften und Bespielen des Areals keiner partizipativen Kontrolle unterliege. Außerdem, so die Kritik, würden die Spreewerkstätten nur zwei Euro pro Quadratmeter Miete zahlen, aber viel höhere Preise an die Untermieter weitergeben.

Alex Krüger sagt dazu: „Die zwei Euro sind ja nur die halbe Wahrheit, denn einerseits ist ein großer Teil der Fläche nicht untervermietbar, das sind Gemeinfläche wie Flure, Treppenhäuser usw. Andererseits kommen noch Nebenkosten hinzu, die haben wir auch alle öffentlich aufgelistet.“ Da sei man am Ende bei 26 Euro pro Quadratmeter. Man vermiete aber zum Teil für 6,50 Euro unter, etwa an Ateliers und Studios. „Das ist eben durch diese Querfinanzierung möglich, indem wir in den vergangenen Jahren auch Konferenzen und Veranstaltungen beherbergen.“ Das sei ein entscheidender Faktor. „Dadurch hatten wir die Möglichkeit, in das Gebäude zu investieren.“

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Seit 2005 in der Werkstatt die letzte Münze geprägt wurde, hat sich viel verändert: Unter anderem wurde in der Halle 4 in der Mitte des Areals, in der die meisten Ausstellungen stattfinden, ein riesiger LED-Screen installiert. „Abluft, Zuluft, barrierefreie Toiletten, Veranstaltungstechnik, Sound, Licht, Dachdämmung, Schallschutz, eine große Empore“, zählt Krüger auf. Manchmal gebe es hier vier oder fünf Veranstaltungen am Tag. Im hinteren Hauptgebäude, der ehemaligen Produktionshalle 3, werden etwa zweimal in der Woche Veranstaltungen kuratiert, auch hier wurde alles aufwendig renoviert. Und dann gibt es eben noch den Club, für den noch mal spezielle bauliche Vorschriften gelten.

Rund 100 feste Mitarbeiter haben die Spreewerkstätten inzwischen, um das Areal zu bewirtschaften, unter anderem für Haustechnik, Handwerkertätigkeiten, Verwaltung, Einkauf, Kuration, Veranstaltungsplanung und Clubmanagement. „Schon der Genehmigungsprozess für die Ausstellungsräume ist immer sehr aufwendig“, berichtet Krüger. Und allein die reaktivierte Aufzugsanlage habe 350.000 Euro gekostet. „Wir geben alles“, so Krüger, „um diesen Ort lebendig und zugänglich zu machen.“ Auch um zu zeigen, dass sie es ernst meinen mit diesem Großprojekt – obwohl ihr Mietvertrag bisher immer nur alle halbe Jahre verlängert wurde. Eine Achterbahnfahrt der Gefühle für das Team, jedes Mal.

Nun scheint es sich gelohnt zu haben, wenn nach zehn Jahren Einsatz tatsächlich ein längerer Mietvertrag in Aussicht steht. Dem Vernehmen nach ist die Stadt schon allein aus monetären Gründen daran interessiert, die Arbeit der Spreewerkstätten langfristig in der Alten Münze zu sichern, weil sie den Steuerzahler weniger kosten als etwa das opulente „House of Jazz“, auch weil sie die Sanierung auf eigene Kosten übernehmen. Der neue Kultursenator Joe Chialo (CDU), seit knapp einem Jahr im Amt, hat schon andere Projekte gekippt angesichts der knappen Kassen.

Doch die Freie Szene sieht das ganz anders: „Buddy-Politik finanziert Kreativwirtschaft mit öffentlichen Millionen“, überschrieb die Arbeitsgruppe Alte Münze der Koalition der Freien Szene einen offenen Brief im Dezember. Es fänden „auffällig viele Parteiveranstaltungen“ in der alten Münze statt, von „Klientelpolitik“ ist die Rede. Es werden „öffentliche Mittel, die für die kulturelle Nutzung und Sanierung zugewiesen wurden, zur Subventionierung eines nicht gemeinnützigen Zwischennutzers umgewidmet“. Berlin müsse ein Zeichen setzen „gegen Unter-der-Hand-Vergaben und gegen Wirtschaftshilfen für ein einzelnes Unternehmen aus Steuergeldern“.

Spricht man Krüger darauf an, kann er die Anfeindungen aus der Freien Szene, an die man zum Teil sogar untervermietet, nicht verstehen: „Man muss das differenziert betrachten: Die vom Land Berlin eingestellten Mittel sind zweckgebunden und können ausschließlich für die Sanierung der Grund-Bausubstanz, etwa der maroden Hofdecke, genutzt werden“, erklärt er. „Uns außerdem eine Nähe zur CDU vorzuwerfen, weil etwa der neue Kultursenator in der CDU ist, ist absurd. Wir waren immer schon im Austausch mit allen Parteien. Und da gibt es Leute, die gut finden, was wir machen, unter anderem weil wir eben auch den wirtschaftlichen Aspekt beachten und nicht sagen: Der Staat muss hier alles finanzieren.“

Der Ton der Konkurrenz um eine dauerhafte Miete der Alten Münze wird schärfer, hat man den Eindruck, wenn man sieht und hört, was die Beteiligten veröffentlichen oder gerne veröffentlicht sähen. Fast als würde es sich bei der Alten Münze immer noch um eine Gelddruckanlage handeln.

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Ende Februar gab es erneut einen offenen Brief der Freien Szene, in dem sie auch den Regierenden Bürgermeister Kai Wegner (CDU) adressiert und ein Moratorium fordert. Es dürften „auf keinen Fall in der Zwischenzeit intransparente Entscheidungen im Hintergrund getroffen werden“, nachdem im Kulturausschuss zuletzt der Tagesordnungspunkt Alte Münze vertagt wurde. Währenddessen hat etwa die Clubkommission öffentlich den Spreewerkstätten ihre Unterstützung versichert und es wurde vergangene Woche eine Unterschriftenaktion gestartet. Alex Krüger sagt: „Es ist für uns traurig und schockierend zu erleben, wie hier Kultur versucht Kultur zu verdrängen.“

Die Berliner Zeitung hat auch Till Brönner angefragt, sich zu der Sache aktuell zu äußern, doch er hat bis zum Redaktionsschluss nicht reagiert. Es bleibt also spannend, wenn am Montagmittag der Kulturausschuss nun doch wieder zu diesem Thema tagt – und zwar diesmal an dem Ort, um den es die ganze Zeit geht: in der Alten Münze selbst.

QOSHE - Als ob hier noch Geld gedruckt würde: Der Streit um die Alte Münze eskaliert - Ruth Schneeberger
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Als ob hier noch Geld gedruckt würde: Der Streit um die Alte Münze eskaliert

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Seit vielen Jahren gibt es deshalb öffentliche und weniger öffentliche Rangeleien um den kulturpolitisch sehr begehrten Ort, denn außer Till Brönner möchte sich auch die sogenannte Freie Szene hier gerne niederlassen, ein Zusammenschluss von freien Künstlern und Kulturschaffenden. Und dann gibt es noch einen Player: die Spreewerkstätten.

Diese bespielen bereits das Areal mit unterschiedlichen Projekten, Performances, Workshops, Ausstellungen, Konzerten, Gastronomie und einem Club. Sie sind hier Mieter, seit über zehn Jahren. Die zum Teil schon an Jazzmusiker rund um Till Brönner sowie an weitere freie Künstler in den vergangenen Jahren untervermieteten und die anfangs schwer heruntergekommenen Räumlichkeiten zu einem großen Teil renoviert und bespielbar gemacht haben – auf eigene Kosten. Dafür zahlen sie eine überschaubare Miete an die landeseigene Berliner Immobilien Management GmbH (BIM).

Einigermaßen überraschend kam deshalb die Ankündigung des Bundes im Jahr 2016, dass er gedenke, dem bekannten Jazztrompeter quasi sein eigenes „House of Jazz“ zu finanzieren, mitten im Herzen der Hauptstadt. Die Stadt Berlin selbst schien darüber weniger begeistert zu sein, zumindest in Person des damaligen Kultursenators Klaus Lederer (Linke), der darauf verwies, dass es mit den gut 12 Millionen vom Bund ja nun nicht getan sei und die Hauptstadt zusätzlich laufende Kosten zu tragen habe – für ein Prestigeprojekt des Bundes.

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An der 120 Seiten starken Studie, von der es öffentlich nur Zusammenfassungen gibt, arbeitete auch Brönners jüngerer Bruder Pino mit, der zugleich sein Manager ist, so die BLZ damals, und weiter: In der Machbarkeitsstudie kam so, eher wenig verwunderlich, heraus, dass das Projekt in der Alten Münze in der Tat machbar ist. Sanierungskosten mindestens: 28 Millionen Euro nur für ein „House of Jazz“ vorerst mit einer stationären Bigband, einer großen Bühne und kleineren Clubräumen, dazu ein Aufnahmestudio – später vielleicht auch noch Proberäume und ein Gästehaus. Raumbedarf: rund 4000 Quadratmeter – übrigens ein Bruchteil des zur Verfügung stehenden Platzes in der Alten Münze, die insgesamt über rund 15.000 Quadratmeter verfügt. Die laufenden Kosten wurden von den Studienautoren, der Berliner Kulturagentur iQult gemeinsam mit Pino Brönner, auf jährlich 5,2 Millionen Euro geschätzt.

Auch die Kunst- und Kulturszene sollte hier ein zentrales Zuhause bekommen, und was für eines: Ihr war für die größte Investition in Aussicht gestellt worden, die es in Deutschland jemals in einen Ort der Freien Szene gegeben hat. Mit den von Rot-Grün-Rot zugesagten Millionen sollte das Gebäude saniert werden, lautete der Beschluss des Landes, die Künstler sollten danach mindestens die Hälfte des Areals für sich nutzen können.

Zudem gab es ein Beteiligungsverfahren, damit das Ganze auch demokratisch abläuft, um zu eruieren, welche denn nun konkret die beste Gesamt-Verwendung für das landeseigene Grundstück sei.........

© Berliner Zeitung


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