Sind Sie älter als 18 Jahre und haben Ihren Hauptwohnsitz in Sachsen? Liegt Ihnen Ihre Heimat am Herzen? Interessieren Sie sich für das Geschehen in Ihrer Stadt oder Ihrer Gemeinde und möchten Sie sich vor Ort für Verbesserungen einsetzen? Haben Sie das Durchhaltevermögen, auch an längeren Sitzungen teilzunehmen und sich mit komplexeren Sachverhalten auseinanderzusetzen?

Falls Sie alle Fragen mit Ja beantworten können, sollten Sie mal darüber nachdenken, Mitglied bei der Alternative für Deutschland (AfD) zu werden. Oder bei der Jungen Alternative (JA), dem Parteinachwuchs, der unter dem Kampagnenclaim „Hol dir deine Heimat zurück!“ die oben genannten Fragen veröffentlicht hat. „AfD-Kommunalpolitiker werden? Teste dich“, steht auf der Website.

AfD-Kandidat gewinnt Wahl in Pirna: Partei stellt ihren ersten Oberbürgermeister

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Im kommenden Jahr wird in Sachsen ja nicht nur der Landtag gewählt (September), auch einige Kommunalparlamente (Juni) müssen neu besetzt werden. Dafür braucht die AfD kompetente Kandidaten – und bei diesen 30-Prozent-plus-X-Umfragewerten dringender denn je! Die Partei braucht Sie! Und das klingt jetzt womöglich komisch, ist aber trotzdem so: Sollten Sie nicht bereits im schönen Sachsen wohnen, dann ist jetzt der beste Zeitpunkt, Ihren Lebensmittelpunkt zu verlegen. Nur leider ist es für die Oberbürgermeisterwahl in Pirna bereits zu spät. Dort wird der von der AfD aufgestellte Kandidat Tim Lochner das Rathaus beziehen.

Der Aufschrei war mal wieder groß am vergangenen Wahlsonntag, und die folgenden Montagnachwahlreflexe sind bekannt. Dieser seltsame Osten! Was läuft da nur schief? Alles schon erlebt nach dem Sieg der AfD bei den Landratswahlen in Südthüringen. Ein halbes Jahr später interessiert sich niemand mehr dafür. Soll das jetzt überall so werden? Muss nicht. Und was kann man tun? Das hier vielleicht.

Die AfD, die sich laut Grundsatzprogramm dafür einsetzt, „unser Land im Geist von Freiheit und Demokratie grundlegend zu verändern“, hat weniger Mitglieder als, sagen wir mal, ein mittelmäßiger Zweitligafußballklub aus Berlin. Mehr als 50.000 sind es bei Hertha BSC, nur 35.781 bei der AfD – und das bundesweit. Wie wäre es, wenn man zum Beispiel Maximilian Krah beim Wort nimmt? Der sächsische AfD-Spitzenkandidat für die Europawahlen im Juni fragte neulich: „Du magst meine TikToks? Dann mach doch mit!“ Man solle „aufstehen, zum Stammtisch gehen, Mitglied werden“.

So eine Parteirevolution von unten gibt es natürlich nicht umsonst, 120 Euro pro Kalenderjahr muss man schon aufbringen. Und sie ist auch nicht ohne Risiken, zumal in Sachsen, wo der Verfassungsschutz die AfD erst vor zwei Wochen als „gesichert rechtsextremistisch“ eingestuft hat. Wo Krah und seine Parteifreunde Verschwörungserzählungen verbreiten, etwa von „Umvolkung“ sprechen. Wo die AfD sich regelmäßig mit Neonazis verbündet, um gegen Flüchtlinge zu hetzten. Doch so groß und volksparteistark, wie sie tut, ist die AfD gar nicht.

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Auch sie leidet unter einem akuten Fachkräftemangel. Es fehlen Freiwillige, die Plakate aufhängen oder Flyer verteilen, vor allem aber fähige Funktionäre, die nicht nur ihre Heimat, sondern auch knifflige Haushaltsfragen lieben. Bereits bei den Kommunalwahlen 2019 konnte die AfD ihre in mehreren ostdeutschen Bundesländern gewonnenen Sitze nicht besetzen. In manchen Kreisverbänden reicht schon ein Stammtischbesuch, um bei Wahlen aufgestellt zu werden. Qualifikation? Egal.

Wer sich also für das Geschehen in seiner Stadt oder Gemeinde interessiert, sich vor Ort für Verbesserungen einsetzen will und das Durchhaltevermögen hat, auch an längeren Sitzungen mit Rechtsextremen teilzunehmen, könnte doch mal – am besten mit Unterstützung – seiner AfD-Ortsgruppe einen Besuch abstatten. Denn wer nicht auf ein Parteiverbot warten will oder ohnehin der Meinung ist, dass man den Aufstieg der AfD mit anderen Mitteln stoppen sollte, hätte so die Möglichkeit, Einfluss zu nehmen. Was würde passieren, wenn am Stammtisch plötzlich andere Mehrheiten entstehen? Andere Beschlüsse gefasst werden, weil die Neumitglieder die Parteibasis entern? Ein anderer Flügel würde der der AfD nicht schaden.

Keine Sorge, Sie müssen dazu doch nicht nach Sachsen ziehen. Spätestens die Landtagswahlen in Bayern und Hessen haben gezeigt, dass die AfD ein gesamtdeutsches Problem ist, nicht nur ein ostdeutsches. Lösen wir es gemeinsam?

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Wer die AfD stoppen will, sollte Parteimitglied werden

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19.12.2023

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