Viele „freundliche“ Länder helfen Russland, die westlichen Sanktionen zu umgehen – darunter die Türkei. Doch jetzt scheinen die Drohungen der USA endlich zu wirken – zumindest auf türkische Finanzinstitute.

Banken in der Türkei haben jetzt auch den Umgang mit russischen Kunden deutlich verschärft. Sie kündigen Unternehmen aus Russland jetzt die Konten und erhöhen die Anforderungen für Privatpersonen, die im Besitz einer Karte sein möchten, berichtet die russische Zeitung Wedomosti unter Berufung auf Geschäftsinhaber, Finanzberater und Vertreter von Wirtschaftsverbänden, die Handel mit der Türkei betreiben.

Grund dafür ist der Erlass über sogenannte Sekundärsanktionen, den US-Präsident Joe Biden im Dezember des vergangenen Jahres unterzeichnet hatte. Auch US-Außenminister Anthony Blinken hatte in der Türkei Anfang Januar Druck auf die Regierung gemacht. Als Reaktion darauf weigerten sich viele Banken, mit russischen Banken zusammenzuarbeiten, und gaben die Korrespondenzbeziehungen mit Russland auf. Der Zahlungsverkehr für türkische Exporte nach Russland war somit gefährdet, sodass die türkische Regierung einschritt und eine Lösung erst mal für die wichtigsten Sektoren fand. Dass die türkischen Banken jetzt auch Konten ihrer russischen Kunden innerhalb des Landes kündigen, ist aber neu.

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Bankkunden mit russischen Wurzeln – unabhängig vom Sitzland des Unternehmens – werden vorläufig nicht mehr bedient, kommentiert ein Gesprächspartner der Zeitung, der russische Unternehmen bei internationalen Zahlungen berät. Mehrere private und einige staatliche Banken haben früher nach seinen Angaben noch alle russischen Kunden bedient, aber jetzt hätten auch diese Banken die Zahlungen russischer Unternehmen eingestellt, da sie Gefahr laufen, auf die Sanktionslisten gesetzt zu werden. Die härteste darunter ist die sogenannte SDN-Liste, die auch Sanktionen gegen Terroristen oder Angehörige diktatorischer Regimes umfasst.

Die Türkei galt bislang als „freundlicher“ Staat für Russland und erließ trotz der Invasion der Ukraine keine Sanktionen gegen ihren Partner. Momentan sind die Handelsbeziehungen jedoch angespannt. Die Türkische Exporteursversammlung (TIM) äußerte im aktuellen Fall die Hoffnung, dass „sich die Situation nach Januar verbessern wird“. Es bleibt jedoch unklar, ob die neuesten härteren Maßnahmen wie schon in der Vergangenheit lediglich vorübergehend oder für längere Zeit gegen die Russen greifen.

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In der Zwischenzeit plant die US-amerikanische Regierung, der Türkei F-16-Kampfflugzeuge im Wert von 23 Milliarden US-Dollar zu verkaufen, nachdem diese dem Beitritt Schwedens zur Nato zugestimmt hatte. Das US-Außenministerium teilte zuletzt dem Kongress mit, dass es die Anfrage der Türkei für den Kauf von 40 F-16 genehmigen werde. Darüber hinaus beabsichtigen die USA, der Türkei im Rahmen dieses Deals Kits zur Modernisierung von 79 bestehenden F-16-Jets zu verkaufen.

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Sanktionen der USA: Türkische Banken kündigen jetzt russische Konten

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05.02.2024

Viele „freundliche“ Länder helfen Russland, die westlichen Sanktionen zu umgehen – darunter die Türkei. Doch jetzt scheinen die Drohungen der USA endlich zu wirken – zumindest auf türkische Finanzinstitute.

Banken in der Türkei haben jetzt auch den Umgang mit russischen Kunden deutlich verschärft. Sie kündigen Unternehmen aus Russland jetzt die Konten und erhöhen die Anforderungen für Privatpersonen, die im Besitz einer Karte sein möchten, berichtet die russische Zeitung Wedomosti unter Berufung auf Geschäftsinhaber, Finanzberater und Vertreter von Wirtschaftsverbänden, die Handel mit der Türkei betreiben.

Grund dafür ist der Erlass über sogenannte Sekundärsanktionen, den US-Präsident Joe Biden im Dezember des vergangenen Jahres unterzeichnet hatte. Auch........

© Berliner Zeitung


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