Die USA haben im November des letzten Jahres Russlands Prestigeprojekt für Flüssigerdgas, Arctic LNG-2, und damit den größten privaten LNG-Lieferanten des Landes, Novatek, sanktioniert .

Selbst die Bundesregierung wollte einmal das Projekt fördern, bevor der russische Angriff auf die Ukraine die langjährigen Gasbeziehungen zwischen den Ländern über Nacht ruinierte.

Nun steht fest: Novatek wird aufgrund eines Mangels an Tankern der Arc7-Klasse nicht in der Lage sein, schon im Februar dieses Jahres, wie ursprünglich geplant, mit der Lieferung von Flüssigerdgas aus seinem neuen Projekt zu beginnen. Darüber berichtet die russische Zeitung Kommersant unter Berufung auf vertraute Quellen.

Die Auslieferungen könnten jetzt frühestens im März beginnen, das genaue Datum bleibt jedoch unklar. Das Schiff, das voraussichtlich die erste LNG-Ladung an den Großhandelsmarkt liefern sollte, liegt demnach noch immer auf der südkoreanischen Werft Hanwha Ocean. Die Reise zum Arctic LNG-2 wird ihn etwa einen Monat dauern, und Novatek hat keine weiteren geeigneten Tanker. Die Aufnahme des Arctic LNG-2 in die US-amerikanische Sanktionsliste SDN habe dazu geführt, dass selbst die Käufer, mit denen Novatek in der Vergangenheit langfristige Lieferverträge unterzeichnete, sich nun weigern würden, die Fracht zu laden.

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Bis Ende des Jahres muss Südkorea insgesamt sechs Tanker an Novatek liefern. Es scheint äußerst unwahrscheinlich, dass das private russische Unternehmen, das bisher nicht direkt von den USA sanktioniert wurde, zusätzliche Schiffe erhalten wird. Bei einer gleichmäßigen Verteilung des Schiffstransports könnten jährlich etwa zwei Millionen Tonnen LNG auf den Markt gebracht werden. Die Produktionslinie hat eine Kapazität von 6,6 Millionen Tonnen, die vollständig ausgelastet ist.

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Das russische Vorhaben, in der Arktis Erdgas zu fördern, in Flüssigerdgas zu verwandeln und bis zu rund 20 Millionen Tonnen davon jährlich in die Welt zu exportieren, geht auf das Jahr 2014 zurück. Doch erst in diesem Jahr sollen die Russen endlich mit der Produktion starten.

Die EU-Länder beziehen bisher erhebliche Mengen aus der sibirischen Förderanlage Yamal LNG. „Europa braucht 20 Millionen Tonnen LNG von Yamal LNG, aber es ist politisch schwierig, mehr russisches Gas zu bekommen“, kommentierte der Chef des französischen Unternehmens TotalEnergies, Patrick Pouyanne, letzte Woche während einer Telefonschalte mit den Journalisten. TotalEnergies hat einen Zehn-Prozent-Anteil am Projekt, schrieb jedoch dessen Finanzierung kriegsbedingt ab. Pouyanne lobte jedoch das Tempo, mit dem die ersten zwei Produktionslinien der Anlage fertig gebaut wurden. Das sei aus technischer Sicht mit Blick auf die Sanktionen „eine ziemlich große Leistung“, heißt es. Die dritte und letzte Produktionslinie sei jedoch wegen der Sanktionen auf Eis gelegt worden.

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Auch das Konsortium Japan Arctic LNG, bestehend aus den Unternehmen Mitsui & Co. und Jogm, hat inzwischen die Finanzierung des LNG-Projekts abgeschrieben. Lediglich die chinesischen Unternehmen CNPC und CNOOC sind noch nicht aus dem Projekt ausgestiegen und haben ihren Anteil von insgesamt 20 Prozent behalten. Seitdem ist Arctic LNG-2 ein russisch-chinesisches Projekt.

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Sanktionen der USA: Russlands LNG-Projekt bleiben die Tanker aus

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12.02.2024

Die USA haben im November des letzten Jahres Russlands Prestigeprojekt für Flüssigerdgas, Arctic LNG-2, und damit den größten privaten LNG-Lieferanten des Landes, Novatek, sanktioniert .

Selbst die Bundesregierung wollte einmal das Projekt fördern, bevor der russische Angriff auf die Ukraine die langjährigen Gasbeziehungen zwischen den Ländern über Nacht ruinierte.

Nun steht fest: Novatek wird aufgrund eines Mangels an Tankern der Arc7-Klasse nicht in der Lage sein, schon im Februar dieses Jahres, wie ursprünglich geplant, mit der Lieferung von Flüssigerdgas aus seinem neuen Projekt zu beginnen. Darüber berichtet die russische Zeitung Kommersant unter Berufung auf vertraute Quellen.

Die Auslieferungen könnten jetzt frühestens im März beginnen, das genaue Datum bleibt jedoch unklar. Das Schiff, das voraussichtlich die erste LNG-Ladung an den Großhandelsmarkt liefern sollte, liegt........

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