Der globale Markt für erneuerbare Energien wird in den nächsten Jahren boomen. Was jedoch ebenfalls zur Wahrheit gehört: Auch der Markt für fossile Brennstoffe wird mit der weltweit steigenden Energienachfrage zumindest bis 2030 enorm wachsen, wie die Internationale Energieagentur (IEA) zuletzt prognostizierte. Während entwickelte Industrieländer sich die grüne Transformation leisten können, brauchen ärmere Schwellenländer einfach irgendwelche Energie.

Ein guter Zeitpunkt für globale Produzenten und Händler, um die Konsolidierung in der Branche voranzutreiben. Die amerikanischen Ölproduzenten Chevron und Exxon hatten in den vergangenen Monaten ihre Konkurrenten für mehrere Milliarden US-Dollar übernommen.

Jetzt wird bekannt: Auch der internationale Rohstoffhändler Vitol will seine Präsenz auf dem lukrativen Mittelmeermarkt erhöhen. Das Unternehmen wird einen 35-Prozent-Anteil an der italienischen Ölraffinerie Saras übernehmen, das geht aus der offiziellen Stellungnahme hervor. Dabei gehört der Konzern mit dem Hauptsitz in der Schweiz neben Trafigura, Glencore und Gunvor bereits zu den weltweit größten Rohstoffhandelsunternehmen. Der neue Deal ermöglicht es dem Ölhändler, seine globale Dominanz auszubauen.

Die Raffinerie Saras wurde 1962 von der Familie Moratti gegründet. Der Milliardär Massimo Moratti, unter anderem ehemaliger Besitzer des Fußballvereins Inter Mailand, gehört zu den reichsten Menschen Italiens. Die Morattis kontrollieren insgesamt etwa 40 Prozent der Anteile des Unternehmens, weitere 13,756 Prozent gehören einer Tochterstruktur von Trafigura und die restlichen 46,223 Prozent sind im Streubesitz. Der Kaufpreis für den 35-Prozent-Anteil beläuft sich laut der italienischen Wirtschaftszeitung Il Sole 24 Ore auf 1,75 Euro pro Aktie oder insgesamt 1,7 Milliarden Euro.

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Vitol hat in den letzten Jahren Anteile an Raffinerien und Kraftstoffeinzelhandelsnetzen erworben und in erneuerbare, aber auch in fossile Energiequellen in den USA investiert. Jetzt wird durch den Saras-Deal eine Beteiligung an einer Raffinerie erworben, die starke Geschäfte im Mittelmeer und darüber hinaus macht. Nach der Abwicklung des Deals wird Vitol in eine Raffineriekapazität von mehr als 800.000 Barrel pro Tag investieren. Anschließend wird nach Angaben des amerikanischen Nachrichtenportals Bloomberg ein Übernahmeangebot für die verbleibenden Saras-Aktien vorbereitet.

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Der Schweizer Konzern hat in letzten Jahren enorme Gewinne erzielt, da zunächst die Covid-19-Pandemie und dann die russische Invasion in der Ukraine massive Volatilität auf den Öl-, Gas- und Strommärkten auslösten. Da diese Schocks nun nachlassen, sind Vitol und andere zahlungskräftige Rohstoffhändler auf Kauftour gegangen, um sich längerfristig größere Margen zu sichern, berichtet Bloomberg.

Und das könnte dem Konzern gelingen, denn die Raffinerie Saras liegt auf der Insel Sardinien und ist die größte Erdölraffinerie im Mittelmeerraum. Sie produziert täglich 300.000 Barrel an Ölprodukten. Zusätzlich betreibt die Raffinerie eine integrierte Stromerzeugungsanlage mit einer Kapazität von 575 Megawatt.

In einer Pressemitteilung betonte Massimo Moratti, Vorsitzender des Verwaltungsrates und Geschäftsführer von Saras, dass Vitol über „die nötigen Management- und finanziellen Ressourcen“ verfüge, um Saras im internationalen Marktumfeld konkurrenzfähig zu halten. Die Transaktion muss nun von den zuständigen Behörden geprüft werden.

Die italienische Regierung könnte allerdings noch von der Golden Power Gebrauch machen. Dabei handelt es sich um ein Instrument, das es der Regierung ermöglicht, in strategisch relevante Unternehmen und Sektoren einzugreifen, um die nationale Sicherheit, die öffentliche Ordnung und die Energiesouveränität zu schützen. Die Übernahme der Saras-Raffinerie durch Vitol könnte deswegen unter besondere Auflagen oder Einschränkungen gesetzt werden, um sicherzustellen, dass die Interessen des Landes gewahrt bleiben.

Vitol erwirtschaftete laut inoffiziellen Quellen im Jahr 2022 einen Umsatz von 505 Milliarden US-Dollar und einen Gewinn von 15 Milliarden US-Dollar. Der Öl- und Raffineriehändler handelt täglich mit 7,4 Millionen Barrel Öl und betreibt eigene Tankstellen weltweit.

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Milliardendeal mit Öl: Rohstoffhändler Vitol baut die globale Dominanz aus

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13.02.2024

Der globale Markt für erneuerbare Energien wird in den nächsten Jahren boomen. Was jedoch ebenfalls zur Wahrheit gehört: Auch der Markt für fossile Brennstoffe wird mit der weltweit steigenden Energienachfrage zumindest bis 2030 enorm wachsen, wie die Internationale Energieagentur (IEA) zuletzt prognostizierte. Während entwickelte Industrieländer sich die grüne Transformation leisten können, brauchen ärmere Schwellenländer einfach irgendwelche Energie.

Ein guter Zeitpunkt für globale Produzenten und Händler, um die Konsolidierung in der Branche voranzutreiben. Die amerikanischen Ölproduzenten Chevron und Exxon hatten in den vergangenen Monaten ihre Konkurrenten für mehrere Milliarden US-Dollar übernommen.

Jetzt wird bekannt: Auch der internationale Rohstoffhändler Vitol will seine Präsenz auf dem lukrativen Mittelmeermarkt erhöhen. Das Unternehmen wird einen 35-Prozent-Anteil an der italienischen Ölraffinerie Saras übernehmen, das geht aus der offiziellen Stellungnahme hervor. Dabei gehört der Konzern mit dem Hauptsitz in der Schweiz neben Trafigura, Glencore und Gunvor bereits zu den weltweit........

© Berliner Zeitung


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