Zwei Straßen weiter reicht die Schlange vor Huxleys Neuer Welt. Sehnsüchtig warten die jungen Leute darauf, reinzukommen. Menschenmassen blockieren ein Auto, und zehn Souly-Anhänger überreden den Fahrer, den Song „Bundeswehr“ aus den Auto-Boxen schallen zu lassen. Der Song läuft wenig später auch live und knallt noch viel mehr im Konzertsaal als schon vorher aus den Lautsprechern im Auto.

Unlängst im Februar veröffentlichte Souly sein zweites Studioalbum „Bossbaby Tape“. Beim Tourfinale in Berlin am Sonntagabend beginnt er nun mit dem Intro des Tapes eine fulminante, von Schreien und vom Springen geprägte Show. Auf dem Song „fickt“ er seinen Vertrag, Spotify , Techno-Rap und noch vieles mehr. Beim Berlin-Konzert im Huxleys fügt er hinzu: „Fick jede andere Stadt außer Berlin“. Danach geht er wie, er es sagt, „dumm“ mit den Leuten aus der Hauptstadt.

Der 26-jährige Souly hat Berlin zu seiner Wahlheimat gemacht. Das wird mehr als einmal während der Show erwähnt, um auch den Fans klarzumachen, dass sie das Huxleys heute zerlegen sollen. Ursprünglich kommt Luca Politano (Soulys bürgerlicher Name) aus dem Münsterland. Er ist Deutscher mit italienischen Wurzeln. Durch sein Studium in Osnabrück gerät er vor wenig Jahren in die HipHop-Szene und releast 2019 seine erste EP. Sein Studium schließt er ab und kommt nach Berlin. Knallig ist der Sound von Souly. Grundsätzlich ist sein Stil als Trap zu bezeichnen, doch eine aufregende Mischung von R&B und etwas Pop-Rock mit Stimmverzerrern macht seinen Stil besonders.

Besonders ist auch Soulys Auftreten: Im Mantel mit Lederhandschuhen und in riesigen Boots agiert er auf einem Baugerüst, das gleichzeitig das Bühnenbild ist. Übrigens wurden die Handy-Kameras vor dem Konzert abgeklebt. An diesem besonderen Abend soll seine Show nicht von Handy-Videos zerstört werden. Es geht ums gemeinsame Zelebrieren seiner Songs.

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Soulys Anhänger unterstützen ihn lautstark. Auch als es wieder ums „Ficken“ geht. „Wir haben alle was gemeinsam: Niemand kann uns ficken, Berlin, weil: Deren Freundinnen haben uns eh nie gemocht“ – mit diesen Worten leitet Souly seinen nächsten Song ein: „Deine Freundinnen“. Er erwähnt noch den ehemaligen Rewe an der Warschauer Straße, wo er früher geklaut hat. Vor nicht allzu langer Zeit waren das für ihn „Tage die uns brechen“ – und mit diesem Song reagiert Souly auch auf seinen Aufstieg vom Rewe-Dieb zur ausverkauften Show in Berlin.

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Das selbst ernannte „Bossbaby“ spricht von da an nicht mehr viel mit dem Publikum. Er nimmt sich die Zeit für eine harte Performance nach der anderen. Wenn ihm beim Rappen der Wörter mal die Luft ausgeht, schreit er mit aller Gewalt ins Mikrofon, passend zu dem schnellen hellen Licht und dem dunklen Bühnenbild wird er zum Vampir des Huxleys. Die Fans, die seit dem ersten Song immer noch am Springen sind, gefällt das.

Dann verschwindet er im Dunkeln. Mit „Souly“-Rufen wird er von der Crowd auf die Bühne zurückbefohlen und bringt den Saal nochmal zum Beben. Springen und „Dummgehen“ ist das Motto bis zur letzten Minute. Die Fans haben es erfüllt, genau wie der Künstler selbst. Ein gelungener Abend für beide Parteien, die sich nach Soulys neuem Album nur noch fragen müssen: ob sie mehr Boss oder Baby sind.

QOSHE - Tourfinale im Berliner Huxleys: Mit wem der Rapper Souly alles „fickt“ - Ferdinand Hübner
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Tourfinale im Berliner Huxleys: Mit wem der Rapper Souly alles „fickt“

22 5
18.03.2024

Zwei Straßen weiter reicht die Schlange vor Huxleys Neuer Welt. Sehnsüchtig warten die jungen Leute darauf, reinzukommen. Menschenmassen blockieren ein Auto, und zehn Souly-Anhänger überreden den Fahrer, den Song „Bundeswehr“ aus den Auto-Boxen schallen zu lassen. Der Song läuft wenig später auch live und knallt noch viel mehr im Konzertsaal als schon vorher aus den Lautsprechern im Auto.

Unlängst im Februar veröffentlichte Souly sein zweites Studioalbum „Bossbaby Tape“. Beim Tourfinale in Berlin am Sonntagabend beginnt er nun mit dem Intro des Tapes eine fulminante, von Schreien und vom Springen geprägte Show. Auf dem Song „fickt“ er seinen Vertrag, Spotify , Techno-Rap und noch vieles mehr. Beim Berlin-Konzert im Huxleys fügt er hinzu: „Fick jede andere Stadt außer Berlin“. Danach geht er wie, er es sagt, „dumm“ mit den Leuten aus der Hauptstadt.........

© Berliner Zeitung


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