An diesem Dienstag entscheidet sich die Staatsanwaltschaft dafür, Anklage gegen unaufmerksame Bürger zu erstatten. Sie liefen zwischen Ostkreuz und Warschauer Straße auf den Schienen entlang und hatten Glück, dass der Lokführer schnell genug reagieren konnte. Eine Gefahrenbremsung rettete den 49 und 46 Jahre alten Angeklagten das Leben – eine Strafe droht ihnen dennoch.

Um solche Vorfälle zu verhindern, veranstalten Bundespolizei und Deutsche Bahn sogenannte Präventionstage, wo sie über das richtige Verhalten an Bahnhöfen aufklären. Am Dienstagmorgen finden sich dazu Schülerinnen und Schüler des Marie-Curie-Gymnasiums am S-Bahnhof Hohen Neuendorf ein.

Die Initiative zu diesem Termin ging von den Eltern der Schülerinnen und Schüler aus, sagt Antje Wittig, Sprecherin der Deutschen Bahn, sie begleitet die Aktion. „Wir merken, dass die Schulen und viele Eltern, dieses Wissen nicht mehr vermitteln können oder wollen.“

Auf die Frage, warum sie heute hier sind, antwortet die 14-jährige Anni Kreuzer: „Es gab ein Vorfall. Ein Freund von mir war U-Bahn-Surfen und ist verunglückt.“ Ein Mitschüler der 13 Anwesenden, hatte sich im U-Bahn-Surfen probiert und ist zwischen den Wagons ins Gleisbett gefallen. Der Junge wurde schwer verletzt und lag im Koma.

Bevor es auf den Bahnsteig geht, bleibt die Gruppe zunächst an den zahlreichen Graffitis stehen. Das Präventionsteam beschreibt die Bahnhöfe als „Wohnzimmer“ der Deutschen Bahn und erklärt den Jugendlichen, dass Kinder bereits ab dem siebten Lebensjahr für Schmierereien belangt werden können.

Der Strom auf den Gleisen sollte niemals unterschätzt werden. 15.000 Volt fließen durch die Masten, ein Schüler weiß das bereits. Daher ist es empfehlenswert, sich mindestens drei Meter davon entfernt aufzuhalten. Auch Selfies können laut den Präventiv-Pädagogen gefährlich werden. Wer für das perfekte Foto zu nah an der Bahnsteigkante steht, kann durch die Sogwirkung des fahrenden Zuges in Gefahr geraten – die Sogwirkung ist nicht zu unterschätzen.

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06.04.2024

Dass ein Bahnhof kein Spielplatz sei, sollte eigentlich vielen bewusst sein. Ein Bundespolizist, der viele Unfälle erlebt hat, will Eltern keine schlechten Nachrichten mehr überbringen. „Es gehört viel Mut dazu, auch mal Angst zu haben“, sagt er. Und warnt vor möglichen Challenges und Mutproben, wie auf das Gleisbett steigen. „Euer Handy ist kein Leben wert, wenn das Ding darunterfällt, lasst es dort.“

Denn nicht nur die Eltern und Polizisten leiden unter so einem Unfall. Die Lokführer der Bahnen machen sich am meisten Gedanken und fühlen sich mitschuldig, auch wenn sie keine Schuld trifft, erklärt das Präventiv-Team. Heutzutage gibt es psychologische Hilfe und Vorbereitung, weil solche Fälle zu oft passieren.

Der 58-jährige Nils Weise von der Hauptbahnhofinspektion der Bundespolizei erklärt, warum solche Präventionstage von großer Bedeutung sind. „Es ist notwendig, weil es zu viele Vorfälle gibt. Schätzungsweise 50 Todesfälle pro Jahr in Zusammenhang mit Kinder- und Jugendlichen gibt es auf Deutschlands Bahnhöfen.“ Eine Präventionspflicht im Zusammenhang mit Bahnhöfen hält er trotzdem nicht für notwendig. Lediglich an Schulen, an denen es zu Vorfällen kam, sollte es in Erwägung gezogen werden, die Veranstaltung verpflichtend zu machen, um weitere Vorfälle zu verhindern. „Schüler suchen die Möglichkeiten sich auszuprobieren, zu experimentieren und sich in Gefahr zu begeben. Siehe Train Surfing, das eher etwas ist, das im Jugendalter passiert.“

Anni Kreuzer ist froh, heute etwas gelernt zu haben. Die WhatsApp-Nummer, unter der man sich Hilfe holen kann, und der Notrufknopf der S-Bahn waren ihr vorher fremd. „Ich weiß jetzt, wie ich mich verhalten und schützen kann.“ Nach 45 Minuten Prävention endet die Veranstaltung am S-Bahnhof Hohen Neuendorf. In die Bahn müssen die Jugendlichen danach nicht mehr steigen, denn es ist Ersatzverkehr mit Bussen.

QOSHE - Gefahr am Bahnhof: Wie verhält man sich am Gleis richtig? - Ferdinand Hübner
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Gefahr am Bahnhof: Wie verhält man sich am Gleis richtig?

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23.04.2024

An diesem Dienstag entscheidet sich die Staatsanwaltschaft dafür, Anklage gegen unaufmerksame Bürger zu erstatten. Sie liefen zwischen Ostkreuz und Warschauer Straße auf den Schienen entlang und hatten Glück, dass der Lokführer schnell genug reagieren konnte. Eine Gefahrenbremsung rettete den 49 und 46 Jahre alten Angeklagten das Leben – eine Strafe droht ihnen dennoch.

Um solche Vorfälle zu verhindern, veranstalten Bundespolizei und Deutsche Bahn sogenannte Präventionstage, wo sie über das richtige Verhalten an Bahnhöfen aufklären. Am Dienstagmorgen finden sich dazu Schülerinnen und Schüler des Marie-Curie-Gymnasiums am S-Bahnhof Hohen Neuendorf ein.

Die Initiative zu diesem Termin ging von den Eltern der Schülerinnen und Schüler aus, sagt Antje Wittig, Sprecherin der Deutschen Bahn, sie begleitet die Aktion. „Wir merken, dass die Schulen und viele Eltern, dieses Wissen nicht mehr vermitteln können oder wollen.“

Auf die Frage, warum sie heute hier sind, antwortet die........

© Berliner Zeitung


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