Geistschreiber

Ferdis Hüfte

Mit spitzer Feder kommentiert der Geistschreiber das Geschehen in der Region, im Land, ja auf der ganzen Welt. Garantiert ohne KI.

Willi Näf 06.04.2024, 05.00 Uhr

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Der Freund unseres Kolumnisten will sich trotz Hüftschmerzen nicht vom Töfffahren abbringen lassen.

Bild: Chris Iseli

Ferdi. Mein Lieblingskrimineller, Sie erinnern sich. Der Rentner, der sich auf seiner Kawa innerorts 71 km/h gönnt, seine Busse vier Tage lang in einer Spitalküche abarbeitet und dann, mit Schmerzen in seinen 78 Jahre alten Hüften, herum humpelt. Ferdi, habe ich ihm gesagt, das ist ein Fingerzeig Gottes, verkauf die Kawa, du bist zu alt dafür. «Das weiss i au ohni Fingerzeig», hat Ferdi gebrummt, «und imfall, de lieb Gott bewahrt d’ Mänsche nöd vor irere eigne Tummheit, nach miner riiche persönliche Erfahrig.»

Als Ferdi seine Hüften nach schmerzreichen Wochen zum Hausarzt schleppte und sie röntgen liess, entdeckte der Hausarzt tatsächlich keine Hinweise auf Gott. Aber auf Arthrose. Er sprach von neuen Hüftgelenken und einem Termin beim Orthopäden. Ferdi aber wollte diesen Sommer nicht unters Messer, sondern auf den Töff. Er whatsappte die Röntgenbilder mir und seiner Tochter. Bei mir schrieb er «spröde Samenstränge» dazu, bei ihr «luegsch mir die Bilder aa, bissoguet.»

Ferdis Tochter, muss man wissen, hat einige Semester Medizin studiert, bevor sie sich später der Chiropraktik zuwandte. Sie sah sich die Aufnahmen an und entdeckte weder Gott noch Samenstränge noch Arthrose. Hüftprothesen brauche er gewiss keine, schrieb sie ihrem Vater zurück, er solle zum Chiropraktiker im Nachbardorf, sie werde diesen vorab briefen.

Ferdi hat seiner Tochter gehorcht und mir dann berichtet, was der Chiro mit ihm gemacht hat. «Weisch es git sonen Muskel, wo agmacht isch am Becki, und dä gaht, äh, glaub uf de Schänkelhals. Und wänn dä eisitig oder zwenig bruucht wärdi oder so, dänn chöni dä grausam weh tue. Nachäne hät er dä Muskel uf beide Site gfunde, und de Triggerpunkt viermal glaseret, und du, die Schmärze sind wäg gsi und sither nüme cho. Meinsch isch das wieder en Fingerzeig? Für es Töfftüürli im Summer?»

Den Zusammenhang zwischen Gott und Schulmedizin entschlüssle ich dann später einmal, wenn Ferdi seine Hüften heil zurückgebracht hat. Im Juni will er 2000 km fahren, Neapel, Cagliari, Sardinien, Korsika, Livorno und zurück nach Hause, «und im Maie hani wieder s TCS-Fahrtraining, hei gahts mir guet im Läbe», sagt Ferdi. Ich gönne es ihm von Herzen, denn er ist mein Freund.

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Als Ferdi seine Hüften nach schmerzreichen Wochen zum Hausarzt schleppte und sie röntgen liess, entdeckte der Hausarzt tatsächlich keine Hinweise auf Gott. Aber auf Arthrose. Er sprach von neuen Hüftgelenken und einem Termin beim Orthopäden. Ferdi aber wollte diesen Sommer nicht unters Messer, sondern auf den Töff. Er whatsappte die Röntgenbilder mir und seiner Tochter. Bei mir schrieb er «spröde Samenstränge» dazu, bei ihr «luegsch mir die Bilder aa, bissoguet.»

Ferdis Tochter, muss man wissen, hat einige Semester Medizin studiert, bevor sie sich später der Chiropraktik zuwandte. Sie sah sich die Aufnahmen an und entdeckte weder Gott noch Samenstränge noch Arthrose. Hüftprothesen brauche er gewiss keine, schrieb sie ihrem Vater zurück, er solle zum Chiropraktiker im Nachbardorf, sie werde diesen vorab briefen.

Ferdi hat seiner Tochter gehorcht und mir dann berichtet, was der Chiro mit ihm gemacht hat. «Weisch es git sonen Muskel, wo agmacht isch am Becki, und dä gaht, äh, glaub uf de Schänkelhals. Und wänn dä eisitig oder zwenig bruucht wärdi oder so, dänn chöni dä grausam weh tue. Nachäne hät er dä Muskel uf beide Site gfunde, und de Triggerpunkt viermal glaseret, und du, die Schmärze sind wäg gsi und sither nüme cho. Meinsch isch das wieder en Fingerzeig? Für es Töfftüürli im Summer?»

Den Zusammenhang zwischen Gott und Schulmedizin entschlüssle ich dann später einmal, wenn Ferdi seine Hüften heil zurückgebracht hat. Im Juni will er 2000 km fahren, Neapel, Cagliari, Sardinien, Korsika, Livorno und zurück nach Hause, «und im Maie hani wieder s TCS-Fahrtraining, hei gahts mir guet im Läbe», sagt Ferdi. Ich gönne es ihm von Herzen, denn er ist mein Freund.

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Bild: Chris Iseli

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Als Ferdi seine Hüften nach schmerzreichen Wochen zum Hausarzt schleppte und sie röntgen liess, entdeckte der Hausarzt tatsächlich keine Hinweise auf Gott. Aber auf Arthrose. Er sprach von neuen Hüftgelenken und einem Termin beim Orthopäden. Ferdi aber wollte diesen Sommer nicht unters Messer, sondern auf den Töff. Er whatsappte die Röntgenbilder mir und seiner Tochter. Bei mir schrieb er «spröde Samenstränge»........

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