Persönlich
Proben geht über Studen
Deutschland gilt als Land der Dichter und Denker. Im Vergleich mit der Schweizer Sprache müsste man ergänzen: ein Land der Verdichter.
Stefan Strittmatter 05.04.2024, 05.00 Uhr Drucken Teilen
Bei der perfekten Verständigung mit Deutschen wird aus «Bieren» vielleicht sogar ein «Ben».
Bild: Uwe Lein / dpa
Die Schweiz ist ein reiches Land, in Deutschland lebt man zwangsläufig sparsamer. Auch bei den Silben. Während man hierzulande grilliert und parkiert, grillt und parkt man ennet der Grenze. Die Regel ist schnell abgeleitet: Aus der Endung «-ieren» wird «-en».
Für die optimale nachbarschaftliche Verständigung muss man also bloss das «-ier-» extrahieren, respektive extrahen. Ich schlage folgenden Merkspruch vor: Willst Du mit Deutschen kommunizen, muss Du manche Worte sezen.
Das möchte ich nun setzen lassen, damit sich eine allfällige Aufregung über die neue Wortbildung legt (nicht von «legieren»). Denn beim Amputen von Worten muss man schon darauf achten, stets klar zu formulen.
Wir haben nichts zu verlen
Freilich könnte man länglich darüber sinnen und philosophen, ob die sprachliche Anpassung ein Grund zum Jubilen ist. Aber es steht doch eindeutig fest, dass sie hilft, die schweizerisch-deutsche Beziehungen nicht unnötig zu strapazen.
Verweilt man hingegen beim «-ieren», läuft man Gefahr, das Gegenüber zu echauffen, das lässt sich schlicht nicht negen. Also trauen Sie sich! Proben geht über Studen. Zudem haben wir ja nichts zu verlen. Was soll denn da schon gross passen?
Die einzige Gefahr besteht darin, dass man sich so sehr in das Weglassen des «ier» hineinsteigert, dass man die Wortverdichtung nicht nur bei Verben sondern auch bei Nomen applizt. Dieses sture Durchsten geht dann schnell an die Nen - ähnlich wie bei zu vielen Ben - und man landet unversehens auf allen Ven.
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Für die optimale nachbarschaftliche Verständigung muss man also bloss das «-ier-» extrahieren, respektive extrahen. Ich schlage folgenden Merkspruch vor: Willst Du mit Deutschen kommunizen, muss Du manche Worte sezen.
Das möchte ich nun setzen lassen, damit sich eine allfällige Aufregung über die neue Wortbildung legt (nicht von «legieren»). Denn beim Amputen von Worten muss man schon darauf achten, stets klar zu formulen.
Freilich könnte man länglich darüber sinnen und philosophen, ob die sprachliche Anpassung ein Grund zum Jubilen ist. Aber es steht doch eindeutig fest, dass sie hilft, die schweizerisch-deutsche Beziehungen nicht unnötig zu strapazen.
Verweilt man hingegen beim «-ieren», läuft man Gefahr, das Gegenüber zu echauffen, das lässt sich schlicht nicht negen. Also trauen Sie sich! Proben geht über Studen. Zudem haben wir ja nichts zu verlen. Was soll denn da schon gross passen?
Die einzige Gefahr besteht darin, dass man sich so sehr in das Weglassen des «ier» hineinsteigert, dass man die Wortverdichtung nicht nur bei Verben sondern auch bei Nomen applizt. Dieses sture Durchsten geht dann schnell an die Nen - ähnlich wie bei zu vielen Ben - und man landet unversehens auf allen Ven.
Proben geht über Studen
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05.04.2024
Persönlich
Proben geht über Studen Deutschland gilt als Land der Dichter und Denker. Im Vergleich mit der Schweizer Sprache müsste man ergänzen: ein Land der Verdichter.
Stefan Strittmatter 05.04.2024, 05.00 Uhr Drucken Teilen Bei der perfekten Verständigung mit Deutschen wird aus «Bieren» vielleicht sogar ein «Ben».
Bild: Uwe Lein / dpa Die Schweiz ist ein reiches Land, in Deutschland lebt man zwangsläufig sparsamer. Auch bei den Silben. Während man hierzulande grilliert und parkiert, grillt und parkt man ennet der Grenze. Die Regel ist schnell abgeleitet: Aus der Endung «-ieren» wird «-en».
Für die optimale nachbarschaftliche Verständigung muss man also bloss das «-ier-» extrahieren, respektive extrahen. Ich schlage folgenden Merkspruch vor: Willst Du mit Deutschen kommunizen, muss Du manche Worte sezen.
Das möchte ich nun setzen lassen, damit sich eine........
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