Persönlich

Offen sein

An dieser Stelle geht es oft um Formulierungen, die geläufig aber falsch sind. Aber auch unter den grammatikalisch richtigen finden sich richtig lustige Sprachfundstücke.

Stefan Strittmatter 20.02.2024, 05.00 Uhr

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Gefängnisse erkennt man in der Regel an ihren geschlossenen Türen.

Bild: Arthur Gamsa

Vergangene Woche war in dieser Zeitung eine Kurznachricht mit folgendem Titel zu lesen: «Gefängnis geht wieder auf.» Das hat vielleicht einen feinen Einschlag in Richtung Helvetismus, ist sprachlich aber absolut korrekt. Dennoch musste ich schmunzeln. Schliesslich sind einsatzbereite Haftanstalten in der Regel eher geschlossen statt geöffnet.

Ob die Region Basel wirklich zusätzliche Verwahrungsorte benötigt, wie es in der Nachricht weiter heisst, ist eine Frage, die meine Kompetenz übersteigt wie ein freiheitsliebender Häftling die Mauer. Aber dies steht fest: Der geschätzten Verfasserin der News kann man trotz Erheiterungspotential ihres Titels nichts vorwerfen.

Irreführende Alternativen

Alternative Formulierungen wie «Knast öffnet wieder seine Tore» wären noch irreführender. Eine mögliche Variante wäre vielleicht «Vollzugsanstalt nimmt Betrieb wieder auf» gewesen, doch hätte diese den knappen Platz der Zeitungsspalte gesprengt wie ein freiheitsliebender Häftling die Mauer.

Oft ist eben auch korrekte Sprache sehr lustig – wenn man dafür offen (!) ist. Nur zu gerne erinnere ich mich in dem Zusammenhang an ein Schild, das ich im letzten Jahrtausend auf einer Velotour erspähte und mit dessen Aufarbeitung ich schliessen (!) möchte: Ein Gasthof hatte offenbar (!) die Besitzerschaft oder das Interieur gewechselt und feierte dies mit einem Fest für eine geschlossene (!) Gesellschaft. Auf dem Schild stand: «Wegen Neueröffnung heute geschlossen.»

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Ob die Region Basel wirklich zusätzliche Verwahrungsorte benötigt, wie es in der Nachricht weiter heisst, ist eine Frage, die meine Kompetenz übersteigt wie ein freiheitsliebender Häftling die Mauer. Aber dies steht fest: Der geschätzten Verfasserin der News kann man trotz Erheiterungspotential ihres Titels nichts vorwerfen.

Alternative Formulierungen wie «Knast öffnet wieder seine Tore» wären noch irreführender. Eine mögliche Variante wäre vielleicht «Vollzugsanstalt nimmt Betrieb wieder auf» gewesen, doch hätte diese den knappen Platz der Zeitungsspalte gesprengt wie ein freiheitsliebender Häftling die Mauer.

Oft ist eben auch korrekte Sprache sehr lustig – wenn man dafür offen (!) ist. Nur zu gerne erinnere ich mich in dem Zusammenhang an ein Schild, das ich im letzten Jahrtausend auf einer Velotour erspähte und mit dessen Aufarbeitung ich schliessen (!) möchte: Ein Gasthof hatte offenbar (!) die Besitzerschaft oder das Interieur gewechselt und feierte dies mit einem Fest für eine geschlossene (!) Gesellschaft. Auf dem Schild stand: «Wegen Neueröffnung heute geschlossen.»

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Stefan Strittmatter 20.02.2024, 05.00 Uhr

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Gefängnisse erkennt man in der Regel an ihren geschlossenen Türen.

Bild: Arthur Gamsa

Vergangene Woche war in dieser Zeitung eine Kurznachricht mit folgendem Titel zu lesen: «Gefängnis geht wieder auf.» Das hat vielleicht einen feinen Einschlag in Richtung Helvetismus, ist sprachlich aber absolut korrekt. Dennoch musste ich schmunzeln. Schliesslich sind einsatzbereite Haftanstalten in der Regel eher geschlossen statt geöffnet.

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