Persönlich

Watzlawick wusste es besser

Mit vermeintlich klugen Tools wollen uns die digitalen Kanäle das Leben vereinfachen. Mit wenig Erfolg. Denn auch Nicht-Kommunikation kann zu Konflikten führen.

Kathrin Signer 12.01.2024, 05.00 Uhr

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Eine App für jedes potenzielle Missverständnis: Per Twint kann Geld nicht nur verschickt, sondern auch angefordert werden.

Bild: Kenneth Nars

Wir tun es praktisch pausenlos. Und werden von Tag zu Tag schlechter darin. Das ahnte der Psychologe Watzlawick schon voraus, als er 1967 sanft darauf hinwies: «Man kann nicht nicht kommunizieren.» Doch! – scheinen ihm sämtliche digitale Kommunikationskanäle fünfzig Jahre später zu antworten.

Tatsächlich gibt es immer mehr Tools, die zum Zweck entwickelt wurden, unbequeme Konfrontationen zu vermeiden. Zum Beispiel, wenn es darum geht, geliehenes Geld zurückzufordern. Twint, das favorisierte Zahlungsmittel der modernen Schweizerin, weiss zu helfen: Per Knopfdruck können Zahlungsanfragen verschickt werden – das ist zumindest die euphemistische Umschreibung der mich regelmässig erreichenden «Geldanforderungen». Ich brauche bloss ein Häkchen zu drücken und weg ist der Batzen.

WhatsApp hingegen leistet seinerseits mit einem Werkzeug für virtuelle Umfragen einen Beitrag zur Diskussionsvermeidung. Das kann praktisch sein, um sich demokratisch für ein Festtagsmenü zu entscheiden. Allerdings kann auch in diesem Fall Nicht-Kommunikation zu Unmut führen, wenn ein Teil der Befragten alle Optionen anwählt und sich der andere Teil der Abstimmung verweigert.

Tatsächlich wartet auch in meinem Twint-Postfach noch eine unbeantwortete Anfrage der Mitbewohnerin: «3.50 Franken (Olivenöl!!)». Vielleicht hatte Watzlawick also doch Recht. Von ihm stammt nämlich auch dieser Satz: «Es ist möglich, den Standpunkt der anderen zu verstehen, ohne deswegen einverstanden zu sein.»

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© Basellandschaftliche Zeitung


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