Kommentar

Das alte Baselbiet ist Geschichte: Von der Dorf-Romantik zur Gemeinde der Zukunft

Der Strukturwandel pflügt gerade das Baselbiet um. Der Ruf nach Gemeindefusionen, vor allem aber neuen Regeln der Zusammenarbeit wird immer lauter. Doch ein gesetzliches Korsett aus alten Zeiten schadet den Gemeinden gerade mehr als es noch nützt.

Andreas Schwald 08.02.2024, 05.00 Uhr

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Historische, undatierte Dorfansicht der heutigen Wachstumsgemeinde Aesch im Birstal. Die Aufnahme stammt circa aus der Mitte des 20. Jahrhunderts.

Bild: Nachlass Theodor Strübin / Archäologie und Museum Baselland

86 Gemeinden. Diese Zahl steht seit dem Kantonswechsel des Laufentals 1994 so sehr für das Baselbiet wie es die Kirschbäume, die Landwirtschaft oder Schweizerhalle tun. Jedes Dorf hat eine eigene Geschichte, einen eigenen Stolz, eigene Behörden. Dass diese Zahl einmal geringer würde, hätte lange niemand zu denken gewagt.

Mit der Fusion von Biel und Benken zu Biel-Benken 1972 schien dieses Buch geschlossen. Dafür sorgten die Regierung, das Parlament und 2023 die Gemeinden Arisdorf und Hersberg, wo der Souverän letztlich die Fusion bodigte.

Doch plötzlich geht es schnell. Die gescheiterte Ehe im Oberbaselbiet dürfte am Schluss nicht das Ende, sondern der Anfang breiterer Fusionsbewegungen gewesen sein.

Gründlich, mit Weitsicht – aber es muss jetzt geschehen

Der Strukturwandel pflügt die strammen Baselbieter Dörfer um: Wachstum, Überalterung, Zuwanderung, Infrastruktur und selbst der politische Nachwuchs sind Aufgaben, die langfristig kaum eine Gemeinde mehr alleine packt. Die dauerbeschäftigten Regionen «Birsstadt» und «Leimental+» zeigen, was bald den oberen und hinteren Kantonsteilen blüht.

Das Baselbiet muss sich neu aufstellen. Vielmehr noch: Die Gemeinden müssen sich neu aufstellen können – schon ihrer Autonomie zuliebe. Das geht nur, wenn Regierung und Parlament dieses veraltete Korsett eines Gemeindegesetzes lösen, das für eine ganz andere Zeit geschnürt war. Geschehen muss das jetzt. Gründlich, mit Weitsicht, vor allem aber zügig.

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Der Strukturwandel pflügt gerade das Baselbiet um. Der Ruf nach Gemeindefusionen, vor allem aber neuen Regeln der Zusammenarbeit wird immer lauter. Doch ein gesetzliches Korsett aus alten Zeiten schadet den Gemeinden gerade mehr als es noch nützt.

86 Gemeinden. Diese Zahl steht seit dem Kantonswechsel des Laufentals 1994 so sehr für das Baselbiet wie es die Kirschbäume, die Landwirtschaft oder Schweizerhalle tun. Jedes Dorf hat eine eigene Geschichte, einen eigenen Stolz, eigene Behörden. Dass diese Zahl einmal geringer würde, hätte lange niemand zu denken gewagt.

Mit der Fusion von Biel und Benken zu Biel-Benken 1972 schien dieses Buch geschlossen. Dafür sorgten die Regierung, das Parlament und 2023 die Gemeinden Arisdorf und Hersberg, wo der Souverän letztlich die Fusion bodigte.

Doch plötzlich geht es schnell. Die gescheiterte Ehe im Oberbaselbiet dürfte am Schluss nicht das Ende, sondern der Anfang breiterer Fusionsbewegungen gewesen sein.

Der Strukturwandel pflügt die strammen Baselbieter Dörfer um: Wachstum, Überalterung, Zuwanderung, Infrastruktur und selbst der politische Nachwuchs sind Aufgaben, die langfristig kaum eine Gemeinde mehr alleine packt. Die dauerbeschäftigten Regionen «Birsstadt» und «Leimental+» zeigen, was bald den oberen und hinteren Kantonsteilen blüht.

Das Baselbiet muss sich neu aufstellen. Vielmehr noch: Die Gemeinden müssen sich neu aufstellen können – schon ihrer Autonomie zuliebe. Das geht nur, wenn Regierung und Parlament dieses veraltete Korsett eines Gemeindegesetzes lösen, das für eine ganz andere Zeit geschnürt war. Geschehen muss das jetzt. Gründlich, mit Weitsicht, vor allem aber zügig.

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Das alte Baselbiet ist Geschichte: Von der Dorf-Romantik zur Gemeinde der Zukunft

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08.02.2024

Kommentar

Das alte Baselbiet ist Geschichte: Von der Dorf-Romantik zur Gemeinde der Zukunft

Der Strukturwandel pflügt gerade das Baselbiet um. Der Ruf nach Gemeindefusionen, vor allem aber neuen Regeln der Zusammenarbeit wird immer lauter. Doch ein gesetzliches Korsett aus alten Zeiten schadet den Gemeinden gerade mehr als es noch nützt.

Andreas Schwald 08.02.2024, 05.00 Uhr

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Historische, undatierte Dorfansicht der heutigen Wachstumsgemeinde Aesch im Birstal. Die Aufnahme stammt circa aus der Mitte des 20. Jahrhunderts.

Bild: Nachlass Theodor Strübin / Archäologie und Museum Baselland

86 Gemeinden. Diese Zahl steht seit dem Kantonswechsel des Laufentals 1994 so sehr für das Baselbiet wie es die Kirschbäume, die Landwirtschaft oder Schweizerhalle tun. Jedes Dorf hat eine eigene Geschichte, einen eigenen Stolz, eigene Behörden. Dass diese Zahl einmal geringer würde, hätte lange niemand zu denken gewagt.

Mit der Fusion von Biel und Benken zu Biel-Benken 1972 schien dieses Buch geschlossen.........

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