München - Die S-Bahnstammstrecke hat ihrem Ruf als Nadelöhr im Münchner Nahverkehrssystem alle Ehre gemacht – wieder einmal, muss man sagen. In der Nacht auf Donnerstag ist gegen 1.20 Uhr im Bereich des Bahnhofs Isartor eine S3 an einer Weiche entgleist. Der liegengebliebene Zug blockierte den Tunnel.

Die Bergungsarbeiten zogen sich bis zum Nachmittag hin, die Reparaturen gingen bis in den Abend hinein weiter. Gleisbett, Schienen und auch die S-Bahn waren beschädigt.

Über 800.000 Menschen fahren jeden Tag mit der Münchner S-Bahn. Viele müssen dabei durch den Tunnel der Stammstrecke, doch am Donnerstagmorgen zum Start in den Berufsverkehr schauten sie allesamt buchstäblich in die Röhre: Die Stammstrecke war zwischen Hackerbrücke und Ostbahnhof gesperrt. Damit war der Verkehr auf den allermeisten Linien gestört. Es gab Zugausfälle, Verspätungen, und das den gesamten Tag über.

Der Frust bei den Fahrgästen war entsprechend groß. Viele versuchten, die Stammstrecke zu meiden und auf Tram, Bus oder U-Bahn umzusteigen. Das Gedrängel in den Bahnhöfen war enorm. Am Ostbahnhof bei der U5 beispielsweise waren die Bahnsteige immer wieder beängstigend voll. Informationen, wie man das Chaos hätte umgehen können, waren dagegen Mangelware. Betroffene klagten über fehlende Durchsagen. Niemand sei da gewesen, um vor Ort Auskunft zu geben, beschwerten sich AZ-Leser.

Der verunglückte Zug ist inzwischen im Ausbesserungswerk. Er wird dort untersucht und anschließend repariert. Im Tunnel nahmen Experten unterdessen die Ermittlungen zur Unfallursache auf. Sie untersuchten die Weiche, das Gleis und das Unterbett. Die Instandsetzungsarbeiten vor Ort seien angelaufen, teilte ein Bahnsprecher mit, sie würden "mindestens bis in die Abendstunden andauern".

Wegen Arbeiten an der Oberleitung im Tunnel gab es in der Unglücksnacht im Betriebsablauf eine Änderung. Mehrere S-Bahnen seien von dem Gleis in Richtung Ostbahnhof problemlos auf das Gegengleis in Richtung Stadt umgeleitet worden, so die Bahn. Als die fragliche S3 die Stelle erreichte, rumpelte es plötzlich. Das erste Drehgestell passierte die Stelle zwar noch, doch das zweite rutschte von den Schienen ins Gleisbett. Der Grund dafür ist derzeit nicht bekannt. Der Ablauf gebe Experten Rätsel auf, hieß es unter Fachleuten.

Die fragliche S3 war wegen der Umleitung aufs andere Gleis zum Glück nur mit geringem Tempo von etwa 15 km/h unterwegs. Ein Teil der Bahn war zudem noch nicht komplett aus dem Bahnhof Isartor raus, sodass die Menschen an Bord durch die hinteren Türen den Zug verlassen konnten. Manche Insassen wurden von Feuerwehrleuten zum Bahnsteig begleitet. Keiner der Fahrgäste in der S-Bahn wurde verletzt, wie Sprecher von Bundespolizei und Deutscher Bahn mitteilten.

Experten gehen derzeit eher von einem technischen Defekt als Ursache aus. Hinweise auf Sabotage am Zug oder den Schienen gebe es nicht, sagte Wolfgang Hauner, Sprecher der Bundespolizei. Denn dann wäre vermutlich bereits das erste Drehgestell entgleist, nicht erst das zweite.

Die Bundespolizei ermittelt aber trotzdem wegen Verdachts auf gefährlichen Eingriff in den Schienenverkehr. Dies, so Hauner, geschehe "automatisch bei derartigen Vorfällen".

QOSHE - S-Bahn entgleist: Stammstrecke bleibt weiterhin gesperrt - Ralph Hub
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S-Bahn entgleist: Stammstrecke bleibt weiterhin gesperrt

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23.11.2023

München - Die S-Bahnstammstrecke hat ihrem Ruf als Nadelöhr im Münchner Nahverkehrssystem alle Ehre gemacht – wieder einmal, muss man sagen. In der Nacht auf Donnerstag ist gegen 1.20 Uhr im Bereich des Bahnhofs Isartor eine S3 an einer Weiche entgleist. Der liegengebliebene Zug blockierte den Tunnel.

Die Bergungsarbeiten zogen sich bis zum Nachmittag hin, die Reparaturen gingen bis in den Abend hinein weiter. Gleisbett, Schienen und auch die S-Bahn waren beschädigt.

Über 800.000 Menschen fahren jeden Tag mit der Münchner S-Bahn. Viele müssen dabei durch den Tunnel der Stammstrecke, doch am Donnerstagmorgen zum Start in den Berufsverkehr schauten sie allesamt buchstäblich in die Röhre: Die Stammstrecke war zwischen Hackerbrücke und Ostbahnhof gesperrt. Damit war der Verkehr auf........

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