München - Viele Münchner ächzen unter zu hohen Mieten. Auch für die Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof und das Luxuskaufhaus Oberpollinger sind sie offenbar ein existenzbedrohendes Problem. Nach Galeria hat nun auch die KaDeWe Group, zu der Oberpollinger, das KaDeWe in Berlin und das Alsterhaus in Hamburg gehören, Insolvenz angemeldet. Als Grund wurden "exorbitant hohe Mieten" genannt, die ein "nachhaltig ertragreiches Wirtschaften nahezu unmöglich" machen würden – trotz Rekordumsatz von fast 728 Millionen Euro und einem Plus von fast 24 Prozent seit der Vor-Coronazeit 2018/19.

Oberpollinger und das Galeria-Kaufhaus am Rotkreuzplatz haben eine Gemeinsamkeit: Beide Immobilien gehören René Benkos trudelnder Signa. Und in beiden Fällen ist die Miete, so heißt es aus den Unternehmen, zu hoch und nicht marktüblich. Oberpollinger hat – wie auch das KaDeWe und das Alsterhaus – eine Index-Miete. Diese sei in den vergangenen vier Jahren um fast 37 Prozent gestiegen. Laut dem Wirtschaftsmagazin "Capital" zahlt Oberpollinger rund 20 Prozent seines Umsatzes an die Signa Prime. Was Galeria betrifft, heißt es ebenfalls, dass die Signa die Kaufhäuser, die sie als Mieter in eigenen Immobilien hat, auspresst – und damit ein gesundes Wirtschaften fast unmöglich mache. Konkrete Zahlen dazu gab's bislang kaum. Die AZ hat nachgeforscht.

Ende Juni vergangenen Jahres musste der große Karstadt an der Schützenstraße schließen. Das war mit dem zweiten Insolvenzplan beschlossen worden. Wie die AZ aus Unternehmenskreisen erfuhr, hatte der Standort nach Corona wieder einen guten Jahresumsatz von rund 33 Millionen Euro gemacht. Doch die Miete war im Verhältnis viel zu hoch: Rund eine Million Euro pro Monat verlangte die Signa. "Damit sich ein Haus bei der Miete lohnt, muss man mindestens 100 Millionen Euro Jahresumsatz machen", sagt ein Galeria-Insider.

Von den noch verbliebenen vier Galeria-Standorten am Marienplatz, im OEZ, in Schwabing und Neuhausen zahlt heute das Kaufhaus am Rotkreuzplatz die höchste Miete – gemessen am Umsatz: nämlich 18 Prozent. Der Standort gelte als ähnlich gut wie der in Schwabing, doch dort liege die Miete bei zwölf bis 13 Prozent, so der Insider. In Neuhausen würde somit etwa eine Million Euro pro Jahr mehr Miete gezahlt als in Schwabing – bei ähnlichen Standortbedingungen. Dies gefährde den Standort in Neuhausen. "Aufgrund der Abhängigkeit zur Signa steht das Haus Rotkreuzplatz im Fokus", heißt es. Und das obwohl es als rentabel gelte.

Ob Häuser geschlossen werden und welche, wird letztlich der Insolvenzverwalter entscheiden. Derzeit werden alle Häuser auf ihre Zukunftsfähigkeit überprüft. Dazu gehört: Wie ist der Umsatz, wie kaufkräftig die Kundschaft, wie sanierungsbedürftig das Gebäude. "Natürlich sprechen wir auch mit jedem Vermieter", heißt es aus dem Unternehmen. "Wenn sich ein Vermieter nicht bewegt, werden wir auch aus Häusern rausgehen." Bislang gab's bei der Signa und deren Insolvenzverwaltern kein Entgegenkommen. Das geht aus einer Mitteilung der KaDeWe Group hervor, die versucht hatte, die Miete für den Oberpollinger zu drücken. "Zahlreiche Gespräche mit dem Vermieter haben nichts geändert", heißt es.

Nun, durch die eigene Insolvenz hat die KaDeWe Group – wie auch Galeria – ein außerordentliches Kündigungsrecht. "Damit hat man ein Druckmittel: Entweder ihr gebt nach – oder wir gehen raus", so formuliert es ein Galeria-Mann. Der Insider glaubt fest, dass die Warenhauskette eine Zukunft hat. Es gebe mehrere Investoren, die ernsthaft an einer Übernahme interessiert seien. "Wir sind zuversichtlich und optimistisch. Das neue Geschäftsjahr geht gut los. Aber wir brauchen einen Investor – damit steht und fällt das Ganze."

QOSHE - "Entweder ihr gebt nach – oder wir gehen raus": Machtkampf um ... - Nina Job
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"Entweder ihr gebt nach – oder wir gehen raus": Machtkampf um ...

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31.01.2024

München - Viele Münchner ächzen unter zu hohen Mieten. Auch für die Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof und das Luxuskaufhaus Oberpollinger sind sie offenbar ein existenzbedrohendes Problem. Nach Galeria hat nun auch die KaDeWe Group, zu der Oberpollinger, das KaDeWe in Berlin und das Alsterhaus in Hamburg gehören, Insolvenz angemeldet. Als Grund wurden "exorbitant hohe Mieten" genannt, die ein "nachhaltig ertragreiches Wirtschaften nahezu unmöglich" machen würden – trotz Rekordumsatz von fast 728 Millionen Euro und einem Plus von fast 24 Prozent seit der Vor-Coronazeit 2018/19.

Oberpollinger und das Galeria-Kaufhaus am Rotkreuzplatz haben eine Gemeinsamkeit: Beide Immobilien gehören René Benkos trudelnder Signa. Und in beiden Fällen ist die Miete, so heißt es aus den Unternehmen, zu hoch und nicht marktüblich. Oberpollinger hat – wie auch das KaDeWe und das Alsterhaus – eine........

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