München - Der Sog der Signa-Pleiten reißt nun auch den Münchner Sportartikelhändler Sport Scheck in die Tiefe. Die Geschäftsleitung des alteingesessenen Sporthauses teilte am Donnerstag mit, dass Sport Scheck noch am selben Tag beim Amtsgericht einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens stellen wird. "Dieser Schritt ist erforderlich, da die Signa Holding ihrer vertraglichen Zahlungszusage durch den gestrig (Mittwoch/d. Red.) gestellten Insolvenzantrag nicht nachkommen kann und wird. Sport Scheck befindet sich dadurch in einer Zahlungsunfähigkeit", teilte das Unternehmen mit.

Die Pleiten des Selfmade-Milliardärs René Benko hinterlassen in München ein Trümmerfeld. Nachdem bereits alle Projekte und Baustellen des Österreichers, darunter die Alte Akademie, stillstehen, hat es nun eine ganze Unternehmenskette erwischt. 2019 hatte Benkos Signa Sport Scheck übernommen. Nun, nur vier Jahre später, ist der Sportartikelhändler mit deutschlandweit 34 Filialen und etwa 1500 Mitarbeitern pleite. In München sind rund 170 Mitarbeiter beschäftigt.

Erst im Oktober hatte es geheißen, dass Sport Scheck verkauft wird: an das britische Sportartikel- und Modeunternehmen Frasers. Der Eigentümer, der britische Milliardär Mike Ashley, wollte mit Sport Scheck zum größten Sportartikelhändler Europas werden. Schon da war aber klar, dass der Verkauf nicht ratzfatz über die Bühne gehen würde. Denn die Übernahme musste zuvor kartellrechtlich geprüft werden. "Dass das nicht klappt, hat sich schon vor ein paar Wochen abgezeichnet", sagte eine Verkäuferin am Mittwoch zur AZ. In der Früh, noch vor Ladenöffnung, hatten die Mitarbeiter in München die schlechten Nachrichten erfahren.

"So bitter wie sich dieser Schritt anfühlt, sehen wir ihn auch als Chance, das Unternehmen mit seinen Vertragspartnern und Gläubigern nachhaltig zu stärken", teilte CEO Matthias Rucker mit. "Die Konzentration gilt nun der strategischen Ausrichtung und der Weiterentwicklung des Geschäfts im Sanierungsverfahren.“

Die Geschäftsführung hofft, das Unternehmen während des Insolvenzverfahrens sanieren und auf dem Markt wieder stärken zu können – indem Sport Scheck verkauft wird. "Frasers hält weiter an seinen Übernahmeplänen fest", heißt es. Der Verkauf könne aber aufgrund des Insolvenzantrages nun erst mal nicht vollzogen werden.

Laut Sport Scheck gibt es auch andere potenzielle Käufer. "Dies stimmt SportScheck zuversichtlich, einen neuen starken Partner zu finden, der dem Unternehmen langfristig Stabilität zusichert, was die Signa Holding zuletzt nicht mehr gewährleisten konnte", heißt es in einer Mitteilung.

Nach der Betriebsversammlung gingen die Mitarbeiter in München wieder an die Arbeit. "Wir versuchen es mit Fassung zu tragen. Wir beraten einfach weiter", sagte eine Verkäuferin zur AZ. Die Filiale in der Neuhauser Straße liegt direkt gegenüber der Alten Akademie – wo Benkos Signa eine halbfertige Baustelle hinterlassen hat. Die Arbeiten dort wurden eingestellt.

Für die Kunden von Sport Scheck soll sich erst mal erkennbar nichts ändern. Alle Filialen und der Online-Shop in der DACH-Region bleiben in den kommenden Monaten normal geöffnet, teilte Sport Scheck mit. Auch der Service für Kunden bleibe in der gewohnten Qualität bestehen, betonte die Geschäftsführung.

Bis Ende März spätestens, hofft Sport Scheck, ist der Sanierungs- und Investorenprozess abgeschlossen.

QOSHE - "Ein bitterer Schritt": Sport Scheck aus München ist pleite - Nina Job
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"Ein bitterer Schritt": Sport Scheck aus München ist pleite

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30.11.2023

München - Der Sog der Signa-Pleiten reißt nun auch den Münchner Sportartikelhändler Sport Scheck in die Tiefe. Die Geschäftsleitung des alteingesessenen Sporthauses teilte am Donnerstag mit, dass Sport Scheck noch am selben Tag beim Amtsgericht einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens stellen wird. "Dieser Schritt ist erforderlich, da die Signa Holding ihrer vertraglichen Zahlungszusage durch den gestrig (Mittwoch/d. Red.) gestellten Insolvenzantrag nicht nachkommen kann und wird. Sport Scheck befindet sich dadurch in einer Zahlungsunfähigkeit", teilte das Unternehmen mit.

Die Pleiten des Selfmade-Milliardärs René Benko hinterlassen in München ein Trümmerfeld. Nachdem bereits alle Projekte und Baustellen des Österreichers, darunter die Alte Akademie, stillstehen, hat es nun eine ganze Unternehmenskette erwischt.........

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