München - Geburtstags-Interview mit Jean-Marie Pfaff: Der der ehemalige Torhüter spielte von 1982 bis 1988 beim FC Bayern. An diesem Montag wird der AZ-Kolumnist 70 Jahre alt.

AZ: Herr Pfaff, an diesem Montag feiern Sie Jubiläum, Sie werden 70 Jahre alt. Herzlichen Glückwunsch! Wie verbringen Sie diesen besonderen Tag?
Jean-Marie Pfaff: Wie ein alter Mann (lacht). Nein, im Ernst: Ich verbringe den Tag mit meiner Familie, wir haben nur eine kleine Feier im engsten Kreis vorgesehen. Groß gefeiert wird erst im nächsten Jahr, wenn meine Frau Carmen und ich 50 Jahre verheiratet sind.

Ein guter Plan. Wie sieht denn heute Ihr Alltag aus, treiben Sie noch Sport?
Aktuell verbringe ich viel Zeit in meinem Museum in Beveren. Dort läuft seit dem Sommer die Ausstellung über meine Karriere. Ich habe in meiner aktiven Zeit alles gesammelt und aufbewahrt: Trikots, Handschuhe, Trainingsanzüge, Bälle und vieles mehr. Aber auch Originaltrikots von Cristiano Ronaldo, Johan Cruyff und Diego Maradona sind dort ausgestellt. Wir haben jeden Tag zwischen 50 und manchmal auch 200 Besuchern und ich bin für alle da und begleite sie durch die Ausstellung. Und zum Sport: Den treibe ich höchstens noch mit meinen Enkelkindern im Garten. Hier und da mal ein bisschen aufs Tor schießen und der Opa muss dann zeigen, ob er noch was kann.

Gibt es etwas, das Sie in Ihrem Leben oder in Ihrer Karriere bereuen?
Ich bin sehr zufrieden mit dem, was ich in meiner Karriere erreicht habe. Mir wurde nichts geschenkt, ich musste mir alles hart erarbeiten. Die Erfolge sind dann auch eine Bestätigung für das, was ich alles investiert habe. Wenn ich aber könnte, würde ich gerne nochmal das Europapokalfinale 1987 gegen den FC Porto spielen. Diese Niederlage mit dem FC Bayern damals in Wien tut mir noch immer sehr weh, und so wie mir geht es einigen meiner Mitspieler von damals. Wir waren der haushohe Favorit und haben uns von Porto in der zweiten Halbzeit abkochen lassen. Zu meinem Freund Rabah Madjer, der dieses Tor mit der Hacke gegen mich erzielt hat, habe ich mal im Spaß gesagt: "Wenn wir nochmal gegen euch antreten könnten, würden wir euch so richtig aus dem Stadion schießen". Dann haben wir uns in den Arm genommen und gemeinsam gelacht.

Wem sind Sie besonders dankbar?
In allererster Linie meiner Familie, die mich in den ganzen Jahren unterstützt hat. Ohne sie wäre ich nicht der geworden, der ich heute bin. Und vieles wäre nicht so passiert, wie es gekommen ist. Meiner Familie bin ich unendlich dankbar.

Von 1982 bis 1988 haben Sie für den FC Bayern gespielt, Sie sind dreimal Meister und zweimal Pokalsieger geworden. Wie ist heute Ihre Verbindung zum FC Bayern?
Heute bin ich wie viele andere Fan des FC Bayern, schaue so viele Spiele wie möglich und ärgere mich, wenn sie mal verlieren. Erst vergangene Woche war ich beim Spiel in Köln und habe nach dem Spiel einige Spieler getroffen. Auch meine Enkelkinder sind alle Bayernfans, haben alle auch ihr Trikot. Natürlich mit der Nummer 1 und dem Namen Pfaff auf dem Rücken.

War Bayern Ihre schönste Zeit?
Auf jeden Fall. Die Zeit in München war die beste in meiner Karriere, hier habe ich meine größten Erfolge gefeiert und ich komme immer wieder gerne dorthin zurück. München ist für mich und meine Familie zur zweiten Heimat geworden.

Was war Ihr schönster sportlicher Moment?
Oh, da gibt es viele. Besonders gerne erinnere ich mich aber an den gehaltenen Elfmeter von Manni Kaltz 1982 zurück oder an das legendäre Elfmeterschießen gegen PAOK Saloniki, wo ich zwei Elfmeter halten konnte und den entscheidenden dann verwandelt habe. Von den Titeln ist mir in allererster Linie die Meisterschaft 1986 in Erinnerung geblieben. Werder Bremen war unser großer Konkurrent und lag fast die ganze Saison über an der Spitze. Am vorletzten Spieltag hätten sie im direkten Duell mit uns den Titel perfekt machen können. Lange stand es 0:0 und dann kam dieser Elfmeter, als Sören Lerby von Rudi Völler an der Brust getroffen wurde, der Schiedsrichter aber ein Handspiel erkannte und auf Strafstoß entschied. Michael Kutzop hatte es auf dem Fuß, in der gesamten Saison hatte er noch keinen einzigen Elfmeter verschossen. Udo Lattek sagte zu mir: "Bleib möglichst lange stehen" – und das habe ich gemacht. Der Ball ging an den Pfosten. Wäre er drin gewesen, wäre Werder an dem Abend deutscher Meister geworden. So musste die Entscheidung am letzten Spieltag fallen. Wir schlugen Borussia Mönchengladbach mit 6:0 und Werder Bremen unterlag beim VfB Stuttgart 1:2 - wir waren deutscher Meister. Als Dank für die Schützenhilfe haben wir den VfB im Pokalfinale eine Woche später dann mit 5:2 geschlagen.

Hätten Sie gern in der heutigen Zeit gespielt – und wie würde dann der Torhüter Pfaff im Vergleich mit Manuel Neuer abschneiden?
Dann müsste sich Manuel warm anziehen (lacht). Ich bin zufrieden, wie meine Karriere gelaufen ist. Natürlich hast du heute als Profi viel mehr Aufmerksamkeit durch die Öffentlichkeit, als wir das früher hatten. Und man verdient heutzutage auch deutlich mehr Geld als zu meiner Zeit. Aber das war nie ein Grund für mich, Torwart zu werden. Ich wollte es allen beweisen, dass man mit Fleiß, Ehrgeiz und hartem Training vieles erreichen kann. Und das habe ich geschafft. Meine Erfolge sind der Lohn für meine harte Arbeit über die ganzen Jahre.

Was trauen Sie Neuer und Deutschland bei der EM zu?
Ich sehe Manuel als klare Nummer eins im deutschen Tor und ich denke, dass er der Mannschaft einen Schub geben kann. Allein durch seine Präsenz auf und neben dem Platz, aber natürlich auch durch seine Leistungen in Training und Spiel.

QOSHE - Torwart-Legende Pfaff wird 70: Worüber er sich beim FC Bayern ärgert - Maximilian Koch
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Torwart-Legende Pfaff wird 70: Worüber er sich beim FC Bayern ärgert

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04.12.2023

München - Geburtstags-Interview mit Jean-Marie Pfaff: Der der ehemalige Torhüter spielte von 1982 bis 1988 beim FC Bayern. An diesem Montag wird der AZ-Kolumnist 70 Jahre alt.

AZ: Herr Pfaff, an diesem Montag feiern Sie Jubiläum, Sie werden 70 Jahre alt. Herzlichen Glückwunsch! Wie verbringen Sie diesen besonderen Tag?
Jean-Marie Pfaff: Wie ein alter Mann (lacht). Nein, im Ernst: Ich verbringe den Tag mit meiner Familie, wir haben nur eine kleine Feier im engsten Kreis vorgesehen. Groß gefeiert wird erst im nächsten Jahr, wenn meine Frau Carmen und ich 50 Jahre verheiratet sind.

Ein guter Plan. Wie sieht denn heute Ihr Alltag aus, treiben Sie noch Sport?
Aktuell verbringe ich viel Zeit in meinem Museum in Beveren. Dort läuft seit dem Sommer die Ausstellung über meine Karriere. Ich habe in meiner aktiven Zeit alles gesammelt und aufbewahrt: Trikots, Handschuhe, Trainingsanzüge, Bälle und vieles mehr. Aber auch Originaltrikots von Cristiano Ronaldo, Johan Cruyff und Diego Maradona sind dort ausgestellt. Wir haben jeden Tag zwischen 50 und manchmal auch 200 Besuchern und ich bin für alle da und begleite sie durch die Ausstellung. Und zum Sport: Den treibe ich höchstens noch mit meinen Enkelkindern im Garten. Hier und da mal ein bisschen aufs Tor schießen und der Opa muss dann zeigen, ob er noch was kann.

Gibt es etwas, das Sie in Ihrem Leben oder in Ihrer Karriere........

© Abendzeitung München


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