München - Schneefälle, Frost, Regen und extreme Glätte: Auf Bayerns Straßen war laut dem Deutschen Wetterdienst am Mittwoch Vorsicht geboten. Ungewollte Rutschpartien für Passanten, Fahrradfahrer auf ihren Drahteseln und Autofahrer in ihren Fahrzeugen gab es nämlich gratis.

Aber wie entsteht dieses gefährliche Blitzeis eigentlich? Die AZ hat bei Dominik Jung, Diplom-Meteorologe mit Sitz in Wiesbaden, nachgefragt. "Wir haben es mit einer Luftmassengrenze zu tun. Aus Norden kalte Luftmassen, aus Süden milde Luftmassen. Beide Luftmassen treffen sich genau über unseren Köpfen. Daher entstehen teilweise Schnee und gefrierender Regen. Es ist ein wildes Hin und Her zwischen den Luftmassen. Mal ist die kalte im Vorteil, dann schneit es, mal die milde, dann fällt aus den Wolken Regen. Aber unten ist der Boden noch gefroren – daher Blitzeis."

Solche Witterungsbedingungen seien für den Winter normal. Daher hält der Experte die Warnungen der Behörden zwar generell für "wichtig und richtig", aber auch für "etwas zu hoch angesetzt". Und ergänzt: "Wir hatten am Mittwoch regional die allerhöchste Warnstufe. Sogar via Smartphone wurden die Menschen vom Katastrophenschutz gewarnt. Klingt alles mega bedrohlich – doch bisher ist es einfach nur eine normale Glatteiswetterlage."

Auch, dass es dieses Glatteis-Phänomen seit Jahrzehnten nicht mehr gegeben habe, kann Jung auf Anfrage der AZ nicht bestätigen. Im Gegenteil. "Bisher sind die Straßen glatt, aber ich kann nichts Extremes erkennen, was es nicht auch sonst schon mal in einem deutschen Winter gegeben hätte. Ich denke, da wird an einigen Stellen derzeit vieles aufgebauscht, und versucht, immer weiter in die Höhe zu pushen."

Der Diplom-Meteorologe hat auch ein Extrem-Beispiel zur Hand: das Schneechaos im Münsterland im Jahr 2005. Am 25. November war die komplette Region in Nordrhein-Westfalen eingeschneit. Der WDR berichtete damals, dass die Strommasten wie "Streichhölzer umgeknickt sind".

Grund: Eine Milliarde Tonne Neuschnee "und extremer Eisregen", erinnert sich Jung. "Die Menschen waren mitten im Winter tagelang ohne Strom." Insofern sei die Blitz-Glätte kein weiterer Beleg für den Klimawandel. "Das ist absolut nichts Neues." Wer trotz des Eisregens raus muss, dem rät der Experte generell vorsichtig zu sein. "Besonders ältere Menschen sollten nicht die Wohnung verlassen. Bei ihnen sind Stürze besonders gefährlich."

QOSHE - Wetter-Experte zum Glatteis: "Klingt bedrohlich, ist es aber nicht"" - Anne Wildermann
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Wetter-Experte zum Glatteis: "Klingt bedrohlich, ist es aber nicht""

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17.01.2024

München - Schneefälle, Frost, Regen und extreme Glätte: Auf Bayerns Straßen war laut dem Deutschen Wetterdienst am Mittwoch Vorsicht geboten. Ungewollte Rutschpartien für Passanten, Fahrradfahrer auf ihren Drahteseln und Autofahrer in ihren Fahrzeugen gab es nämlich gratis.

Aber wie entsteht dieses gefährliche Blitzeis eigentlich? Die AZ hat bei Dominik Jung, Diplom-Meteorologe mit Sitz in Wiesbaden, nachgefragt. "Wir haben es mit einer Luftmassengrenze zu tun. Aus Norden kalte Luftmassen, aus Süden milde Luftmassen. Beide Luftmassen treffen sich genau über unseren Köpfen.........

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