Wenn am Freitag der BR sein gesamtes TV-Jahresprogramm vorgestellt hat, der Tag dann mit dem Bayerischen Filmpreis endete, ist das kein Zufall: Es ist der Abschluss einer viel wichtigeren Veranstaltung. Die findet jedes Jahr unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, schielt aber auf sie: die Filmwoche München im Mathäser.

Hier haben die letzten Tage große und kleinere Filmverleiher ihr Jahresprogramm vorgestellt. Sony, Disney, Leonine oder die Constantin zeigten den Kinobetreibern Süddeutschlands Trailer ihres Programms, garnierten sie mit Stars und Talks auf der Bühne. Die Präsentation der Münchner Constantin endete mit einem Knalleffekt – und mit Michael Bully Herbig auf der Bühne. Er kündigte an, in diesem Jahr eine Fortsetzung seines größten Kinoerfolgs zu drehen: "Der Schuh des Manitu". Er wird mit "Das Kanu des Manitu" weitergedacht und gespielt.

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Jeden Donnerstagmorgen das Neueste aus der Münchner Kulturszene.

Michael Bully Herbig will also im Herbst gemeinsam mit seinen Mitstreitern Rick Kavanian und Christian Tramitz die Dreharbeiten beginnen. Und wie sagte Herbig: "Abahachi, Ranger und Dimitri werden ordentlich Verstärkung bekommen. Wir standen alle ganz aufgeregt am Drucker. Und als wir das Drehbuch dann endlich in den Händen hielten, konnten wir unser Glück kaum fassen", erzählte er, um dann die Pointe zu liefern: "Es ist eine Komödie!"

Der Ankündigungsknaller begeisterte die nach Krisenjahren nervösen Kinobetreiber. Aber bei näherer Betrachtung kann so ein Böller auch zum Rohrkrepierer werden. Denn die Ausgangslage ist heikel. Nach Sketchen der ProSieben-Comedyshow "Bullyparade" hatte Herbig im Jahr 2000 den Kinofilm "Der Schuh des Manitu" gedreht, eine Parodie auf die Winnetou-Filme der 60er Jahre. Die Komödie kam dann im Sommer 2001 ins Kino. Sie zählt mit damals fast 12 Millionen Besuchern zu den erfolgreichsten deutschen Kinofilmen überhaupt.

Komödien-Abräumer Simon Verhoeven hatte mit "Männerherzen” 2009 noch 2,2 Millionen Zuschauer. In dieser Komödie wurden Männerherzen erobert, gebrochen und dann wieder zurückerobert – mit: Til Schweiger, Christian Ulmen, Nadja Uhl und Wotan Wilke Möhring. 2016 hatte Verhoevens Zeitgeistkomödie "Willkommen bei den Hartmanns”, die sich dem Umgang der Bourgeoisie mit Migration widmete, dann fast vier Millionen Besucher.

Und "Das perfekte Geheimnis” (2019) von "Fack-ju-Göhte"-Genie Bora Daˇgtekin um ein Geheimisse entblößendes Dinner kam auf 5,3 Millionen. Der Allstar-Cast: Karoline Herfurth, Elyas M'Barek, Florian David Fitz, Jella Haase, Frederick Lau, Jessica Schwarz und Wotan Wilke Möhring sitzen da um einen Tisch.

Die Zeiten der 10 Millionen Kinobesucher ist also schon länger vorbei. Das aber ist kein Hinderungsgrund, um einen Film wie "Das Kanu des Manitu" zu drehen. Aber unproblematisch ist die Sache nicht: Denn seit der Jahrtausendwende hat sich gesellschaftlich einiges verändert: Die LGBTQ-Bewegung hat nicht-heterosexuell ausgerichtete Menschen einen Emanzipationsschub verliehen, der es fast unmöglich macht, in alten Klischees und Witz-Schemata zu verharren. Und vor anderthalb Jahren tobte schon ein Kulturkampf – um Karl May und die Verfilmungen der 60er Jahre. Sind diese Werke rassistisch und unzulässige kulturelle Aneignung und müssten deshalb von der Bildfläche verschwinden? Oder sind sie vor allem Kulturgeschichte und dürfen daher weiterhin zur Unterhaltung und Diskussion gezeigt werden?

Michael Bully Herbig hatte sich 2022 in der Bremer Talkshow "3 nach 9" auf die Seite der "Kulturgeschichte" geschlagen: Man müsse Filme von vor 60 Jahren auch aus ihrem Zeitkontext verstehen. Das gelte auch für seine Parodie – 40 Jahre später – darauf: "Der Schuh des Manitu". Im Film "Der Schuh des Manitu" geht es um die beiden zu Unrecht des Mordes beschuldigten Blutsbrüder Abahachi (Herbig) und Ranger (Christian Tramitz). Die Abbilder von Winnetou und Old Shatterhand sprechen Bairisch und suchen nach einer Schatzkarte. Gangsterboss Santa Maria (Sky du Mont) ist ihnen auf den Fersen.

Abahachi aber hat noch einen Zwillingsbruder: Winnetouch, der auf der "Puder Rosa Ranch" eine Beautyfarm betreibt. Diese Figur spielte stark mit dem tuntigen Schwulenklischee. "Den Film hab ich vor 22 Jahren gemacht. Das hatte damals mit Leidenschaft, Spielfreude und der Verwirklichung von Träumen zu tun gehabt", sagte Herbig in der Talkshow vor anderthalb Jahren rückblickend. Heute würde er das nicht mehr so machen: "Die Comedy-Polizei ist so streng geworden." Das nehme ein bisschen die Unschuld und Freiheit. Er finde es dabei durchaus richtig, dass man über gewisse Dinge nicht mehr so spreche wie vor 20 Jahren.

Es gebe aber viele laute Stimmen heutzutage und alle seien "mit der Gesamtsituation unzufrieden" – und meinte damit die umstrittene Cancel Culture, die politisch korrekte Bewegung und ihre Gegner. "Weil man das Gefühl hat, dass man sehr schnell Leuten auf die Füße tritt." Wenn einem jemand das Argument entgegenschleudere "Du hast meine Gefühle verletzt", dann könne man nicht sagen "Das stimmt doch gar nicht". Er glaube, dass es bald weniger Leute geben werde, die Komödien machen, weil viele denken "Das ist mir zu heiß". Er selbst habe darauf für sich noch keine Antwort.

Jetzt aber ist klar: Für sich selbst hat Michael Bully Herbig mittlerweile doch eine Antwort gefunden – "Das Kanu des Manitu", der 2025 in die Kinos kommen soll. Wie er die geänderte Gesamtsituation nach 25 Jahren umschiffen oder ansteuern wird, ohne dabei zu kentern, wird man also in einem Jahr erfahren – und vorher aus der Gerüchteküche.

QOSHE - Bully kündigt Kino-Hammer an: Doch die Fortsetzung seines größten Hits ... - Adrian Prechtel
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Bully kündigt Kino-Hammer an: Doch die Fortsetzung seines größten Hits ...

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19.01.2024

Wenn am Freitag der BR sein gesamtes TV-Jahresprogramm vorgestellt hat, der Tag dann mit dem Bayerischen Filmpreis endete, ist das kein Zufall: Es ist der Abschluss einer viel wichtigeren Veranstaltung. Die findet jedes Jahr unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, schielt aber auf sie: die Filmwoche München im Mathäser.

Hier haben die letzten Tage große und kleinere Filmverleiher ihr Jahresprogramm vorgestellt. Sony, Disney, Leonine oder die Constantin zeigten den Kinobetreibern Süddeutschlands Trailer ihres Programms, garnierten sie mit Stars und Talks auf der Bühne. Die Präsentation der Münchner Constantin endete mit einem Knalleffekt – und mit Michael Bully Herbig auf der Bühne. Er kündigte an, in diesem Jahr eine Fortsetzung seines größten Kinoerfolgs zu drehen: "Der Schuh des Manitu". Er wird mit "Das Kanu des Manitu" weitergedacht und gespielt.

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Jeden Donnerstagmorgen das Neueste aus der Münchner Kulturszene.

Michael Bully Herbig will also im Herbst gemeinsam mit seinen Mitstreitern Rick Kavanian und Christian Tramitz die Dreharbeiten beginnen. Und wie sagte Herbig: "Abahachi, Ranger und Dimitri werden ordentlich Verstärkung bekommen. Wir standen alle ganz aufgeregt am Drucker. Und als wir das Drehbuch dann endlich in den Händen hielten, konnten wir unser Glück kaum fassen", erzählte er, um dann die Pointe zu liefern:........

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