Das Bundesamt für Statistik hat den Gesundheitszustand der Schweizerinnen und Schweizer untersucht. Bei jüngeren Frauen zeigen sich immer öfter psychische Probleme. Solche hat diese Woche auch eine Arbeitsstudie hervorgebracht.

Ein Angriffskrieg mitten in Europa, eine terroristische Attacke der Hamas. Zuvor eine Pandemie, die unser Leben auf den Kopf gestellt hat.Viele mögen da nicht mehr hinschauen. Es erstaunt nicht, dass die Zahl der News-Deprivierten zunimmt – jener, die sich nicht mehr um den Weltenlauf kümmern, wie das Jahrbuch der Medien diese Woche gezeigt hat. Wegschauen löst allerdings kein Problem, und so brauchen wir alle eine gewisse psychische Stabilität, um die schlechten Nachrichten zu ertragen.

Doch das wird immer schwieriger, wie eine Studie von Travail Suisse eben gezeigt hat. Psychische Erkrankungen sind mittlerweile der Hauptgrund für eine IV-Rente in der Schweiz. Über 40 Prozent der Erwerbstätigen fühlen sich am Ende eines Arbeitstages ­emotional erschöpft, sind ausgelaugt, mögen sich kaum noch um familiäre und private Angelegenheiten kümmern. Hauptgrund ist der arbeits­bedingte Stress.

Am meisten leiden offenbar die jüngeren Menschen. Dass die Jungen des Öftern psychische Probleme haben, bestätigt auch die Schweizerische Gesundheitsbefragung, die alle fünf Jahre durchgeführt wird. Besonders betroffen sind gemäss den Daten des Bundesamtes für Statistik junge Frauen. Neu ist das nicht, und die Mittel dagegen sind auch bekannt: Bessere Planbarkeit der Arbeit, Akzeptanz am Arbeitsplatz, eine faire Entlöhnung – naheliegende Massnahmen, die aber auch angewendet werden müssen.

Der Preis der Leistungsgesellschaft und Zeitoptimierung sind doch zu oft Einsamkeit und die festgestellten psychischen Leiden eines Achtels der Bevölkerung. Richtig deshalb, dass das Bundesamt für Gesundheit psychische Erkrankungen in den Fokus stellen will.

Bei all den Hiobsbotschaften geht beinahe unter, was die Befragung auch zeigt. Nämlich dass sich in der Schweiz eine grosse Mehrheit gesund, glücklich und gelassen fühlt. Auch die Jugend, in Lockdown-Zeiten um wichtige Jahre gebracht, kommt zurück. Es wird wieder gefeiert. Unsere Gesellschaft zeigt gesamthaft nach der Pandemie eine erstaunliche psychische Widerstandskraft, auch wenn das trotz Wohlstand nicht für alle gilt.

QOSHE - Unsere Gesellschaft zeigt nach der Pandemie eine erstaunliche Widerstandskraft - das gilt aber nicht für alle - Bruno Knellwolf
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Unsere Gesellschaft zeigt nach der Pandemie eine erstaunliche Widerstandskraft - das gilt aber nicht für alle

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04.11.2023

Das Bundesamt für Statistik hat den Gesundheitszustand der Schweizerinnen und Schweizer untersucht. Bei jüngeren Frauen zeigen sich immer öfter psychische Probleme. Solche hat diese Woche auch eine Arbeitsstudie hervorgebracht.

Ein Angriffskrieg mitten in Europa, eine terroristische Attacke der Hamas. Zuvor eine Pandemie, die unser Leben auf den Kopf gestellt hat.Viele mögen da nicht mehr hinschauen. Es erstaunt nicht, dass die Zahl der News-Deprivierten zunimmt – jener, die sich nicht mehr um den Weltenlauf kümmern, wie das Jahrbuch der Medien diese Woche gezeigt hat.........

© Aargauer Zeitung


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